Kaarst LiS: Kaarst braucht mehr stationäre Pflege

Kaarst · Für die Liberalen Senioren ist trotz Pflegestärkungsgesetz der Bedarf an Heimplätzen ungebrochen.

 Beate Kopp ist Vorsitzende der Liberalen Senioren in Kaarst und setzt sich für breitgefächerte Wohnangebote in der Stadt ein.

Beate Kopp ist Vorsitzende der Liberalen Senioren in Kaarst und setzt sich für breitgefächerte Wohnangebote in der Stadt ein.

Foto: Linda Hammer

Mit Kritik haben die Liberalen Senioren (LiS) auf Äußerungen des Leiters des Vinzenzhauses, Detlef Rath, im Seniorenausschuss reagiert. Rath hatte zu bedenken gegeben, dass mit Inkrafttreten des Pflegestärkungsgesetzes zum 1. Januar 2017 der Bedarf an stationären Plätzen sinken würde und eine vierte Senioreneinrichtung in Kaarst wenig sinnvoll sei.

"Der Wunsch vieler älterer Menschen ist es, möglichst lange, selbstbestimmt im eigenen Zuhause leben zu können", schreibt die Vorsitzende Beate Kopp in einer Stellungnahme und weiter: "Die Erfahrung zeigt jedoch auch, dass es zu Pflegesituationen kommen kann, die eine Unterbringung in einem Seniorenheim erforderlich machen. Eine 24-stündige Pflege und Betreuung ist nur in einer vollstationären Pflegeeinrichtung sicherzustellen."

Neben einem vielfältigen Angebot an seniorengerechten Wohnungen und der Begleitung professioneller ambulanter Pflegekräfte durch ehrenamtlich tätige Pflegeunterstützer seien daher durchaus weitere stationäre Pflegeplätze notwendig. "Die neuesten Zahlen aus dem Rhein-Kreis Neuss belegen, dass zum Stichtag 15. November 2016 alle drei Pflegeeinrichtungen in Kaarst mit insgesamt 291 Pflegeplätzen nahezu voll belegt sind", heißt es weiter. "Als Maßstab für einen eventuellen weiteren Bedarf in den einzelnen Städten soll allein der Gesamtbedarf im Rhein-Kreis Neuss gelten, so will es der Kreistag", schreibt Kopp und gibt zu bedenken: "Will der Landrat wirklich, dass die Kaarster im Bedarfsfall nach Grevenbroich oder in den Neusser Süden abgeschoben werden? Das führt dazu, dass soziale Kontakte zwischen Angehörigen und Freunden kaum noch möglich sind und Gräber auf dem heimischen Friedhof nicht mehr besucht werden können." Zudem würden sich Senioren wünschen, weiter am städtischen Leben teilzunehmen und innenstadtnah zu leben.

Sie verweist außerdem auf die steigende Zahl demenziell Erkrankter. Bereits heute seien rund 80 Prozent der Heimbewohner dement. "Hier bieten auch das Betreute Wohnen im Quartier und Tagespflegeplätze keine ausreichende Lösung", so Kopp. Der Mann einer an Demenz erkrankten Seniorin habe acht Monate auf ein Einzelzimmer in einem Kaarster Heim warten müssen. Außerdem habe er feststellen müssen, dass dieses Heim nicht auf demenziell Erkrankte spezialisiert sei. Die Liberalen Senioren stellen abschließend fest, dass es zu einem selbstbestimmten Altern dringend nötig sei, ein breitgefächertes Angebot an "mehrstufigem Wohnen im Alter" für verschiedene Ansprüche anzubieten, schließlich würden Menschen in verschiedenen Stufen altern und in unterschiedlichen Situationen leben.

(NGZ)
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