Kaarst Martin Zingsheims Musikkabarett mit viel Tiefsinn

Kaarst · Er ist 33 Jahre alt, wird zum vierten Mal Vater, und auch beruflich läuft es gut: Martin Zingsheim hat in den letzten zwei Jahren sowohl den Deutschen Kleinkunstpreis als auch den Salzburger Stier verliehen bekommen. In Kaarst präsentierte er jetzt sein neuestes Programm "Heute ist morgen schon retro".

Der Kölner ist ein Wortakrobat, liebt die Musik ebenso wie die Sprache. Während er den Platz am Klavier einnimmt, sorgen drei weitere Musiker mit Schlagzeug, Klarinette und Violine, dass der Abend zum Musikkabarett wird.

Martin Zingsheim will es dem Publikum zeigen: Er zielt auf Kopf, Herz und Zwerchfell, und er ist dabei ziemlich treffsicher. Das Albert-Einstein-Forum ist nur zu zwei Dritteln voll, aber der quirlige Kölner kommt sehr gut beim Publikum an. Einen richtigen "roten Faden" gibt es nicht. Was das neue Programm ausmacht, ist die Auseinandersetzung mit dem Wahnsinn der Zeit.

Zingsheim positioniert sich nicht als politischer Kabarettist, es reicht ihm aber auch nicht, nur der fröhliche Musikus zu sein, der ein paar ungewöhnliche Geschichten erzählt und sein Publikum damit sehr gut unterhält. Dabei wirkt er nie angestrengt, sondern scheint mit seiner überbordenden Fantasie jederzeit aus dem Vollen schöpfen zu können.

Von Beruf Sohn? Bei dem 33-Jährigen hört sich das so an: "In der Schule hatte ich gepennt, denn ich kannte ja schon Papas Testament." Dann stimmt er ein "Pfründe, Pfründe, Pfründe in der Not" an, eine Abwandlung eines Partyzelt-Hits. Er kritisiert die Schickimickis, die mit dem Range Rover ("Hausfrauen-Panzer") Bio-Brötchen holen fahren. Als Running Gag erweist sich der wiederkehrende Hinweis "Robert Lemke hätte gesagt ...". Dann folgt Tiefsinniges: "Es gibt Gedanken, die klüger sind als die, die ihn sagen." Martin Zingsheim beherrscht auch die Parodie - etwa von Herman van Veen. Der Tipp des Kölners: Sich selber nicht zu ernst zu nehmen, denn die Chance, in die Geschichte einzugehen, sei gering.

(barni)
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