Kaarst Mutmachen gehört zum Unterricht

Kaarst · Die Grundschule Stakerseite hat das Projekt "Mut tut gut" für alle Klassen eingeführt. Es soll Kinder stärken und ihnen helfen, "Nein" zu sagen - zu Gewalt, Drogen, Mutproben, Erpressung und "komischen" Berührungen.

 Lautstark und mit abwehrenden Händen üben die Kinder der Grundschule Stakerseite, sich vor Übergriffen anderer im Alltag zu schützen.

Lautstark und mit abwehrenden Händen üben die Kinder der Grundschule Stakerseite, sich vor Übergriffen anderer im Alltag zu schützen.

Foto: Lothar Berns

Die Jungen und Mädchen der vierten Klasse stehen sich konzentriert gegenüber. Sie suchen Augenkontakt, treten einen Schritt zurück und rufen laut "Stop". Dabei zeigen sie ihre hocherhobenen Handflächen. Dies ist nur eine Übung aus dem Programm "Mut tut gut", das derzeit zum zweiten Mal seit Mitte November für drei Wochen in allen Klassen stattfindet. "Im vergangenen Jahr haben wir das Projekt erstmals im vierten Schuljahr erfolgreich getestet", erzählt Schulleiter Josef Oppermann. "Es gab viele positive Rückmeldungen der Eltern und deshalb haben wir uns entschlossen, ,Mut tut gut' in das Schulprofil aufzunehmen und als Dauermaßnahme vom ersten bis zum vierten Schuljahr durchzuführen", sagt er.

Die Inhalte werden in zwölf Wochenstunden an drei Tagen von ausgebildeten Mediatoren vermittelt und bauen aufeinander auf. "Mit bestimmten Methoden werden das Selbstwertgefühl und die Konfliktvermeidung und -bewältigung trainiert", ergänzt der Pädagoge. Grundsätzlich geht es um das Nein-sagen zu Gewalt, Drogen, Mutproben, Erpressung und "komischen" Berührungen. Bei den Kindern kommt das Training gut an. "Das gibt Selbstbewusstsein und wenn man sich bedroht fühlt, lernt man richtig Nein zu sagen", äußert sich Hannah (11) begeistert. Dominic (11) findet das Ganze toll: "Man weiß was man machen soll, wenn jemand einem zu nahe kommt." Für Mattis (10) ist besonders wichtig, dass man mehr Mut bekommt, auch in der Familie nein zu sagen. Sina (9) schwärmt von Moderatorin Tanja Ziemert: "Sie ist sehr nett und ich weiß jetzt, was ich bei einer Bedrohung machen kann." Ziemert führt das Projekt seit sechs Jahren durch.

Klassenlehrerin Martina Kaiser beobachtet, dass die Kinder eine Menge mitnehmen, ohne dass es ihnen zunächst bewusst sei. "Ich habe schon nach zwei Tagen kleine Veränderungen festgestellt: Die Kinder lassen sich verstärkt aufeinander ein und schalten Antipathien aus", sagt sie. Teamspiele fördern diesen Effekt. Das sei auch im Hinblick auf den Wechsel zur weiterführenden Schule von Vorteil.

Die Kosten des "Mut tut gut"-Projekts belaufen sich auf 6400 Euro, von denen 5200 Euro die Sparkassenstiftung Kaarst-Büttgen übernommen hat. "Eine Steigerung des Selbstwertgefühls der Kinder ist uns unbedingt unterstützenswert", sagt Christian Ernst von der Stiftung. Die Eltern steuerten einen Beitrag von 10 Euro pro Kind bei. "Somit haben wir schon einen Grundstock für das kommende Schuljahr gelegt", sagt Schulleiter Oppermann erfreut.

Außerdem soll es 2016 einen Sponsorenlauf zur weiteren Finanzierung geben. Annika Monz als Vorsitzende des Fördervereins findet vor allem gut, dass das Ganze vom ersten Schuljahr an stattfindet und es auf diese Weise eine jährliche Auffrischung gibt. "Aus Opfern werden keine Täter, weil ein ganz spezielles Verhalten eingeübt wird", ergänzt sie. Nur durch eine intensive Zusammenarbeit aller Beteiligten und vor allem durch die breite Elternunterunterstützung konnte das Projekt überhaupt realisiert werden, hebt Oppermann hervor.

(NGZ)
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