Kaarst Nach Schreinerlehre Sängerin geworden

Kaarst · In diesem Haushalt spielt Musik die Hauptrolle: Angela Froemer ist an der Oper, Ehemann Veit Scholz bei den Düsseldorfer Symphonikern.

Im Wohnzimmer stehen ein Klavier und ein Schlagzeug einträchtig beinahe nebeneinander, zahlreiche Noten verteilen sich gleichmäßig: Im Haus von Veit Scholz (56) und Angela Froemer (49) spielt Musik die Hauptrolle. "Das Schlagzeug gehört aber unserer Tochter Alma", sagt Froemer schmunzelnd. Die Elfjährige spielt auch Klavier - kein Wunder bei ihren musikalischen Eltern.

Veit Scholz stammt gebürtig aus Mönchengladbach. "Mit sechs Jahren habe ich bereits Klavierunterricht bekommen", erzählt er. "Mein Vater war Kirchenmusiker, so kam das nicht ganz von ungefähr. Doch ich wollte unbedingt ein Blasinstrument lernen", erinnert er sich. Der Zufall führte ihn zum Fagott. "Mit vierzehn besuchte ich einen Freund meiner Eltern, der Solofagottist bei den Niederrheinischen Symphonikern war. Das Instrument hat mich sofort fasziniert", sagt er.

Nach der mittleren Reife studierte Scholz von 1976 bis 1981 in Detmold und Hannover und nahm ein einjähriges Engagement in Nürnberg wahr. Seit 1982 ist er als Solofagottist bei den Düsseldorfer Symphonikern tätig. Seine unregelmäßigen Arbeitszeiten - die Proben finden morgens und abends statt - kamen ihm während seiner Zeit als alleinerziehender Vater seiner vier Kinder aus erster Ehe sehr entgegen. "Die Wochenenden und die Feiertage habe ich natürlich auch oft besetzt", sagt er. Da trifft er sich mit seiner zweiten Frau, die als Mezzosopranistin an der Düsseldorfer Oper singt. "Wir haben beide gegenseitig großes Verständnis für unsere Arbeit", erklären die Eheleute.

Kennengelernt haben sie sich nach der Vorstellung bei einem Altbier in der Opernkantine. Froemer stammt aus Freiburg und näherte sich der Musik zunächst handwerklich. "Ich wollte Cembalobauerin werden, habe dann aber doch eine klassische Schreinerlehre gemacht und zwei Jahre in dem Beruf gearbeitet", erzählt sie. Nach Abbruch eines Lehramtsstudiums in den Fächern Musik, Mathematik und Technik entschied sie sich ganz für die Musik und studierte ab 1991 Gesang in Freiburg, Düsseldorf und Gelsenkirchen. Seit 1996 ist sie freischaffend tätig und seit 2011 mit einer halben Stelle an der Düsseldorfer Oper beschäftigt.

Durch Klavierunterricht in der Nachbarschaft lernte sie Wolfgang Weber, Kantor der evangelischen Lukaskirche in Holzbüttgen kennen. "Seitdem unterstütze ich seine Projekte in Kaarst musikalisch", erzählt Froemer. Zur Flüchtlingsthematik ist im November ein Mozart-Requiem geplant, bei dem auch ihr Mann mitwirken wird, und im Dezember ein Liederabend. Ansonsten ist in diesem musikalischen Haushalt alles klar geregelt. "Ich koche, und meine Frau kümmert sich als Schreinerin um alle notwendigen Reparaturen", sagt Veit Scholz schmunzelnd. "Manchmal koche ich bei Musik, aber sehr oft genieße ich einfach die Stille als Ausgleich zu lautstarken Proben", erklärt er. In seiner Freizeit spielt er auf historischen Instrumenten wie dem Barockfagott, pflegt das Fahrradfahren und Paddeln. Seine Frau bevorzugt Spaziergänge mit Familienhund Declan und fungiert als "Mama-Taxi". In Kaarst fühlen sie sich sehr wohl. "Früher wollten wir nie hierhin, aber die Stadt ist einfach liebenswert, hat eine gute Infrastruktur und wir haben eine perfekte Nachbarschaft", erklären beide.

(NGZ)
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