Kaarst Neue Eigentümer für das Eiscafé Pastorelli

Kaarst · Nach langer Suche hat Aurelio Pastorelli in Rafael Pareira einen würdigen Nachfolger für sein berufliches Lebenswerk gefunden.

Ein Brasilianer mit italienischen Wurzeln führt seit einigen Wochen das Eiscafé Pastorelli. Viele lernen den jungen Mann jetzt erst richtig kennen, denn an den heißen Sommertagen steigt natürlich die Lust auf die süße Leckerei. Nach langer Suche hat Aurelio Pastorelli in Rafael Pareira einen würdigen Nachfolger für sein berufliches Lebenswerk gefunden. Der 31-Jährige hat die Kunst des Eismachens sieben Jahre lang in Italien in einer Gastronomieschule gelernt. Er soll die Qualität beibehalten, für die der Name Pastorelli 45 Jahre lang stand - erst recht, wenn das Eiscafé auch weiterhin den Namen seines Gründers trägt.

Mit 23 Jahren setzte sich Aurelio Pastorelli in den Zug und reiste aus der Toskana nach Deutschland. Als Gastarbeiter verdiente er seinen Lohn zunächst in der Fabrik, ehe er 1969 in Kaarst die allererste italienische Eisdiele eröffnete. "Mein Onkel besaß ein Eiscafé in Italien. Dort bin ich sozusagen aufgewachsen und habe das Handwerk gelernt", erzählt er. Mit einem großen Spachtel bereitete Pastorelli in einem 50-Liter-Bottich das Eis zu. Anschließend ging er durchs Café und verteilte an seine Gäste den Rest, der noch am Spachtel klebte. Zehn Sorten gab es damals zur Auswahl, darunter bereits Exoten wie Aprikose und Ananas. Heute sind es mehr als doppelt so viele Geschmacksrichtungen.

Im Laufe der Jahre entwickelte sich das Eiscafé an der Friedensstraße zum Treffpunkt der Kaarster. Das rote Gitter am Bürgersteig wird vielen noch in Erinnerung sein; die Kirchenwiese gegenüber wurde zur Pastorelli-Wiese umgetauft. Ein Stammgast vergaß im Lokal eines Tages eine Tasche mit 50 000 D-Mark drin.

"Eigentlich war er jeden Tag da, aber dann kam er zwei Tage lang nicht. Als er wiederkam, habe ich ihn gefragt, ob ihm was fehle", erzählt Aurelio Pastorelli. Der Kunde wusste nicht Bescheid. "Dann habe ich gefragt, ob wir Halbe-Halbe machen bei dem, was ihm fehlen würde", erzählt der Italiener. Darauf ließ sich der Mann allerdings nicht ein, am Ende wollte er nicht einmal mehr als 50 Mark Finderlohn geben. Der guten Freundschaft zwischen beiden tat das keinen Abbruch, der wohlhabende und etwas sonderbare Kunde revanchierte sich später auf seine Art: Von einer Afrika-Reise brachte er Pastorelli als Geschenk einen ausgestopften Pavian mit.

Im Jahr 1991 wurde das alte Gebäude mit der Eisdiele abgerissen, es folgte der Umzug in den Neubau an gleicher Stelle. Rund 60 Personen im Gastraum und 80 auf der Terrasse finden hier nun ihren Platz. Mit 45 Jahren Geschäftsbetrieb war Aurelio Pastorelli bei seinem Eintritt in den Ruhestand der langjährigste Mittelständler in Kaarst.

Seit Ostern führt Rafael Pareira das Eiscafé nun mit seiner Frau Rejane und dem alten Personal weiter. Ihre eigene Note ist in der Karte vor allem an der Früchtevielfalt zu erkennen. Im Winter soll es Variationen mit dunkler und weißer Flüssigschokolade geben. Eine lange Pause außer um die Weihnachtszeit und Neujahr möchten die neuen Eigentümer in den kalten Monaten nicht einlegen.

(NGZ)
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