Kaarst Neuer 250-Tonnen-Koloss fürs Kieswerk

Kaarst · Im Rheinkieswerk der Firma Holcim im Broicher Feld hat vor wenigen Tagen ein flammneuer, 250 Tonnen schwerer Schwimmbagger seinen Dienst aufgenommen. Er fördert die doppelte Menge seines 33 Jahre alten Vorgängers.

 Etwa 16 Meter hoch, rund 250 Tonnen schwer, gut zwei Millionen Euro teuer - der neue Schwimmbagger, der im Rheinkieswerk Holcim im Broicher Feld Kies aus 30 Metern Tiefe fördert, ist eine beeindruckende Maschine.

Etwa 16 Meter hoch, rund 250 Tonnen schwer, gut zwei Millionen Euro teuer - der neue Schwimmbagger, der im Rheinkieswerk Holcim im Broicher Feld Kies aus 30 Metern Tiefe fördert, ist eine beeindruckende Maschine.

Foto: L. Berns

Der Ton nervt, und das ist gut so. Die Warnhupe signalisiert im weiten Umkreis, dass die Maschinen und Förderbänder anlaufen und ab sofort erhöhte Vorsicht geboten ist. Baggerfahrer Harald Kerpers hat seinen Platz in der Führerkabine in etwa zehn Metern Höhe eingenommen und bedient den 250-Tonnen-Koloss, der seit wenigen Tagen im Probebetrieb läuft. "Zur Zeit laufen die Einstellarbeiten an den Sensoren", erklärt Werkleiter Michael Müller, "die Aggregate müssen sich quasi kennenlernen. Heute ist das alles computergesteuert." Am Donnerstag vergangener Woche wurde der 2,1 Millionen Euro teure Schwimmbagger erstmals in Betrieb genommen, Anfang der Woche schaffte er schon die Hälfte seiner Produktionsleistung: Die liegt bei 300 bis 400 Tonen - pro Stunde. Sein Vorgänger aus dem Jahr 1983 brachte es auf immerhin 200 Tonnen stündlich.

Vier Wochen hätten die Aufbauarbeiten für den insgesamt 16 Meter hohen Bagger angedauert, berichtet Müller. Das "Gewinnungsgerät" des Mannheimer Herstellers Rohr schwimmt auf Pontons, die allein 85 Tonnen zum Gesamtgewicht beitragen. Harald Kerpers lässt den gewaltigen Greifer ins Wasser sinken. Nachdem er wieder an die Oberfläche gekommen ist, entlädt er das in 30 Metern Tiefe geförderte Material auf einen Rost. "Dort werden große Steine mit einem Durchmesser über 150 Millimeter aussortiert. Die lassen wir wieder im See frei", erläutert Michael Müller schmunzelnd. Alles andere wird auf einer Siebmaschine entwässert und dann über eine 250 Meter lange Schwimmbandstraße ans Ufer transportiert.

Dort wird das Material auf eine etwa 1,5 Kilometer lange Reise über verschiedene Förderbänder und Maschinen geschickt. "Eine Siebmaschine sortiert alle Steine aus, die größer als 32 Millimeter sind, weil alles über Walnussgröße für die Bauindustrie uninteressant ist", berichtet Müller. Größere Steine werden durch einen Kegelbrecher zerkleinert und kommen dann zum übrigen Material in die Aufbereitungsanlage. Aufbereitungsanlage? "Dort werden organische Verunreinigungen wie Holz- oder Braunkohle entfernt und alles Ton- und Lehmartige mit viel Wasser abgewaschen", beschreibt Müller das Verfahren, bevor Sand und Kies dann in verschiedene Körnungen sortiert wird. Vom Broicher Feld in Kaarst bringen Laster die Ware dann direkt zum Kunden. "Zu 80 Prozent geht das Material an die Fertigbetonindustrie, andere Einsatzgebiete sind Trockenbaustoffe, Pflastersteine sowie Betonröhren", zählt Müller auf.

Unsere Maschinen sind ziemlich verschleißträchtig, sie verarbeiten sehr hartes und schweres Material", sagt Maschinenbauingenieur Müller, der noch zwei weitere Kieswerke in Willich und Kleinenbroich leitet. "Für jemanden, der gern draußen arbeitet, ist das ein super Arbeitsplatz", sagt der 50-Jährige und verweist auf die interessante Tierwelt rund um den 40 Hektar großen See: Hier ist der gefährdete Flussregenpfeifer ebenso anzutreffen wie Haubentaucher. "Im vergangenen Jahr hatten wir mit 300 Bruthöhlen die größte Uferschwalben-Kolonie in ganz Nordrhein-Westfalen."

(NGZ)
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