Kaarst Nordkanal: Gutachten sieht Handlungsbedarf

Kaarst · Von Ausbaggerung und Entsorgung des derzeit eingekofferten - eventuell giftigen - Aushubs war gestern allerdings keine Rede.

Landesumweltminister Johannes Remmel kam gestern Nachmittag nach Kaarst, um das Gutachten zur ökologischen Zukunft des Nordkanals vorzustellen. Großen Andrang gab es dabei nicht. Viele der Plätze in der Rathausgalerie sollten unbesetzt bleiben. Was Lars Christoph als CDU-Fraktionsvorsitzender enttäuschend fand: "Es war im Vorfeld die Hoffnung geweckt worden, dass über das Gutachten auch ein Weg aufgezeigt wird, in puncto Entschlammung weiterzukommen; das Ergebnis ist ernüchternd."

"Das Gutachten hat die ökologische Situation des Nordkanals bewertet und mögliche Maßnahmen für eine Verbesserung dieses künstlich angelegten Gewässers ermittelt", erklärte der Umweltminister. Der beauftragte Gutachter Uwe Koenzen war zu folgendem Urteil gelangt: "Die ökologische Situation ist verbesserungsbedürftig." Die Maßnahmen, die er vorschlug, ziehen Kosten nach sich. Deren Höhe konnte er zwar noch nicht genau beziffern, sie sollen aber "überschaubar" sein. Umweltminister Johannes Remmel hatte zudem zu verstehen gegeben, dass das Land eine Förderung von 40 bis 80 Prozent gewähre. Von einer Ausbaggerung des Nordkanals und der Entsorgung des möglicherweise mit Giftstoffen belasteten, aber zurzeit eingekofferten Aushubs war gestern keine Rede.

Gutachter Uwe Koenzen empfiehlt dringend eine Verbesserung der Anbindung des Nordkanals an den Jüchener Bach, damit Fische und andere Wasserorganismen den vorhandenen Lebensraum besser besiedeln können. Außerdem könnten Wasserpflanzen die ökologische Situation des Gewässers verbessern. Ein Knackpunkt: Auf Neusser Gebiet gibt es künstliche Schwellen, die den freien Abfluss des Nordkanals stark abbremsen - sie wurden einst eingebracht, um optisch den Eindruck eines großen, langgestreckten Teiches zu vermitteln. Diese Schwellen müssten nun schrittweise abgesenkt werden. Dass das nicht einfach durchzusetzen sein wird, machten gestern erste Reaktionen von Neusser Mandatsträgern deutlich: So zeigte sich Sebastian Rosen, Neusser Mitglied des Nordkanalverbands, wenig begeistert. "Für den Grundwasserstand ist nicht die Sohllage entscheidend, sondern der Wasserspiegel", erklärte der Gutachter. Und er gab zu verstehen, "dass es möglich ist, das Bild des Nordkanals auf Neusser Gebiet auch künftig attraktiv zu halten". Wenn mehr Wasser schneller fließt, würden Sedimente befördert.

Gerd Odenkirchen vom Landesumweltministerium stellte klar: "Es geht vorrangig um die ökologische Verbesserung des Nordkanals - eine wesentliche Absenkung des Grundwasserpegels ist durch die empfohlenen Maßnahmen nicht zu erwarten." Trotzdem zeigte sich Klaus-Dieter Pruss, der Vorsitzende der Kaarster Bürgerinitiative Grundwasser, überraschend zufrieden: "Die Entschlammung konnte es nicht sein - ich gehe glücklich nach Hause." Gutachter Uwe Koenzen beschrieb die Sedimentsablagerungen im Nordkanal im Bereich der Stadt Kaarst als oft nur zehn bis 20 Zentimeter dick: "Darunter ist eine feste Sohle." Der Vorsitzende des Kreisumweltausschusses, Hans-Christian Markert, empfahl folgendes: "Das Thema sollte jetzt angepackt werden damit das Gutachten seinen Zweck erfüllt." Die Kosten für die anstehenden Maßnahmen seien überschaubar.

Die Kaarster Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus erinnerte an die Zuständigkeit des Rhein-Kreises Neuss als Unterer Wasserbehörde: "Es bedarf einer Genehmigungsplanung, im Rahmen derer die offenen Fragen nach und nach abgearbeitet werden müssen." Der Kreisumweltdezernent, Karsten Mankowsky, wies auf folgendes hin: "Die entscheidenden Diskussionen müssen jetzt im Nordkanalverband geführt werden."

(NGZ)
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