Kaarst Plädoyer für Erhalt des Bargelds

Kaarst · Im "Grünen Salon" diskutierten Experten über Abschaffung der Zahlungsmittel

 Landtagsvize Keymis und Banker Franzen (v.l.) im "Grünen Salon".

Landtagsvize Keymis und Banker Franzen (v.l.) im "Grünen Salon".

Foto: Salz

Den 500-Euro-Schein hat die Europäische Zentralbank zum Auslaufmodell erklärt, Kleinstgeld soll aus dem Verkehr gezogen werden. Um die Abschaffung des Bargeldes ging es beim "Grünen Salon" im Café Einblick. Heinrich Hannen (Grüne) diskutierte mit dem Landtagsvizepräsidenten Oliver Keymis, dem Leiter der Verbraucherzentrale NRW, Wolfgang Schuldzinski, und Raimund Franzen, Unternehmenssprecher der Sparkasse Neuss.

Was überraschte: Alle drei Podiumsteilnehmer sprachen sich unisono dafür aus, dass auch künftig mit Bargeld bezahlt werden kann. Harte verbale Attacken sollten daher ausbleiben, dafür gab es jede Menge Informationen und interessante Denkansätze.

Schuldzinski bezeichnete Bargeld als "geprägte Freiheit". "Nur Bares ist Wahres", erklärte Franzen. Oliver Keymis nannte die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, ab 2018 keine 500-Euro-Scheine mehr auszugeben, falsch. Sein Verdacht: "Das ist der versuchte Einstieg in den Ausstieg vom Bargeld." Was ihn dennoch optimistisch stimmt: "Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat sich für den Erhalt des Bargeldes ausgesprochen." Die Besucher des "Grünen Salons" erfuhren, wie die Schweden ohne Bargeld leben: Anders als die Deutschen vertrauen sie dem Staat ihre Daten an. Selbst ein Obdachloser hat dort ein Gerät, um Spenden bargeldfrei entgegennehmen zu können, bargeldlos wird auch die Kollekte in der Kirche eingesammelt. "Man verliert den Wert des Geldes etwas aus dem Blick, wenn man bargeldlos zahlt"", gab Schuldzinski zu verstehen.

Raimund Franzen bekannte sich als Banker zum Bargeld - das verursache den Geldinstituten jedoch auch Kosten. Und er berichtete im Zusammenhang mit der zunehmenden Zahl von Sprengungen der Bargeldautomaten, dass es Länder gebe, in denen mit Geld gewirtschaftet werde, das von Farbkartuschen eingefärbt wurde. "Auch für dieses Geld gibt es einen Markt", erklärte Franzen.

Oliver Keymis kritisierte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble: "Wenn der sich entschieden gegen die Abschaffung des 500-Euro-Scheins ausgesprochen hätte, wäre es vermutlich nicht zu der Entscheidung gekommen." Keymis vermutet bei der Europäischen Zentralbank folgende Strategie: "Allmählich werden wir die bekloppten Deutschen vom Bargeld abbringen." Doch es baue sich Widerstand auf, so steht seit kurzem die NRW-CDU hinter der Forderung, das Bargeld zu erhalten.

(NGZ)
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