Kaarst Sängerinnen blühen in jazzigen Harmonien auf

Kaarst · Zum Auftakt der "Musikwochen in Kaarster Kirchen" begegnete die Musik des Mittelalters dem "New York Mass".

Wenn die evangelische Kirche ihre "Musikwochen in Kaarster Kirchen" mit katholischen geistlichen Werken beginnt, dann zeigt das, wer in der Ökumene vorangeht. Nun ist Kantor Wolfgang Weber für eigenwillige Programme bekannt, und zum Eröffnungskonzert in der gut besuchten Auferstehungskirche lud er die Zuhörer ein, sich quasi in eine "Zeitmaschine" zu begeben, und mit ihm einen Bogen zu schlagen von mittelalterlicher Musik zur jazzigen "New York Mass", die Pianist und Komponist Christoph Schöpsdau 2003 für vierstimmigen gemischten Chor und Jazzquintett geschrieben hat.

Wolfgang Weber entschied sich für eine "Light"-Version und besetzte die Messe, basierend auf dem katholischen Ordinarium, aber in englischer Sprache, nur mit neun Damen im Alt und Sopran. Die Sängerinnen fanden sich in den verschiedenen Jazzstilen, Popballaden und Gospels sehr gut aufgehoben, formulierten im Gloria sehr präsent "Glory to be in God on high" und brachten im Benedictus mit einem Jazz-Waltz Bewegung in die Musik.

Top-Musiker hatte Weber mit studierten Jazzmusikern für das Quintett gewinnen können: Johannes Ludwig (Sopransaxophon), Jannik Steudter (Gitarre), Thomas Schlink (Bass), Dominic Baumann (Drums) und Michael Zieschang (Klavier). Dominic Baumann und Jannik Steudter kennen sich auch aus der Kaarster Band "Durch und Durch". Da Schöpsdau in seine Messkomposition konsequent Improvisationen einbaut, gab es feine jazzige Glanzpunkte, vor allem im Gloria und Credo. Zwischen den einzelnen Messteilen erklangen als denkbar größter Gegensatz einstimmige Antiphonen und Sequenzen der Benediktineräbtissin und Mystikerin Hildegard von Bingen. Im Wechsel zwischen Sopran und Alt wurden sieben Lieder aus deren umfangreichen Gesamtwerk aufgeführt. Mit den großen Melodiebogen und den melismenreichen Verzierungen hatte das "Vocalensemble Kaarst" trotz Klavierbegleitung einige Mühe, auf rhythmische Differenzierungen wurde (bewusst?) verzichtet. So blieb als Quintessenz eines gerade durch den musikalischen Gegensatz interessanten Konzertes: Vor allem in jazzigen Harmonien blühten die Sängerinnen auf.

(nima)
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