Norbert Kausen bediente Museumsstück Salutschüsse aus einer 300 Jahre alten Kanone

Das war nun wirklich nicht zu überhören: Am vergangenen Samstag um 12 Uhr böllerte Norbert Kausen das Holzbüttgener Schützenfest mit einer rund 300 Jahre alten Kanone ein. Sie produzierte nicht nur eine immense Qualmwolke, sondern auch einen ohrenbetäubenden Lärm.

Um die Bevölkerung nicht allzu sehr zu strapazieren, hatte man das Geschütz am neuen Kreisverkehr Richtung Büttgen platziert. Der besondere Anlass der recht aufwändigen Aktion: In seiner noch jungen Geschichte stellt das Artilleriecorps mit Bernd Peters erstmals den Schützenkönig. Erstaunlich, wie viele Schaulustige - oder sollte man besser von "Hörlustigen" sprechen? - den Weg zum Kreisverkehr gefunden hatten.

"Da sind Kinder, da muss was gemacht werden": Bei der zu erwartenden Lautstärke drohte akute Tinnitus-Gefahr, die Verantwortlichen sorgten dafür, dass jeder eine Portion Oropax bekam. Blaue Jacken, schwarze Hosen, Applikationen in Rot und Gold: Das Artillerie-Corps um Major Hans Jürgen Michalowski bot zweifellos ein schmuckes Bild, und auch die Kanone war fein herausgeputzt und mit Blumen dekoriert worden. Einziger Stilbruch: Statt von mindestens zwei Kaltblütern war das Geschütz von einem grünen Traktor transportiert worden.

Bevor es los ging, schnell noch eine kleine Abschiedszeremonie: Adjutant von Major Michalowski, Oberleutnant Roland Heise, übergab seinem "Chef" einen Zinnteller - als Abschiedsgeschenk und zugleich als Dankeschön, denn Roland Heise wird Regimentsadjutant von Dieter Meiritz und damit Nachfolger des allseits beliebten und bekannten, leider im Vorjahr verstorbenen Kalli Klingen.

Nicht nur deshalb sind übrigens noch einige Plätze auf der Kanone frei - wer Interesse hat mitzumachen, sollte sich mit Hans Jürgen Michalowski (Telefon: 02131/601331) in Verbindung setzen. Plötzlich passierte kein Kraftfahrzeug mehr die Kanone - kein Wunder, waren die Zufahrten doch mit schwarzgelbem Flatterband abgesperrt.

Die ersten vorsichtigen Zuschauer hielten sich bereits die Ohren zu, die Böllerkartuschen mit immerhin 30 Zentimetern Länge wirkten denn auch ganz schön respekteinflößend. Endlich ging es los - der Major sprach folgende Worte: "Ich eröffne mit drei Salutschüssen das Holzbüttgener Schützenfest." Fleißige Hände bedienten den einen Meter langen Stopfer und den deutlich längeren Rohrputzer, Norbert Kausen machte sich an einem Alukoffer zu schaffen, der Elektronik enthält und auf dem sich einige Knöpfe befinden.

Man war ja auf einen großen Knall vorbereitet, aber trotzdem kam nach einem entsprechenden Countdown ein Geräusch, das am ganzen Körper zu spüren war. Die riesige Rauchwolke verzog sich nur langsam. Beim zweiten Mal hielt man sich trotz des Oropax sorgfältig die Ohren zu, der dumpfe Knall von unglaublicher Intensität ließ nicht lange auf sich warten.

Es war, als ob die Luft zitterte. Dann wurde die dritte und letzte 110 Mark teure Kartusche eingelegt. Norbert Kausen drückte auf den richtigen Knopf, Knall und Rauchwolke folgten umgehend. Im kommenden Jahr wird Josef Rütten, der regelmäßig das Schützenfest mit der kleinen Kanone einböllert, wohl wieder konkurrenzlos sein - denn das große, 1,8 Tonnen schwere Museumsstück kommt nur dann zum Einsatz, wenn der Regent dem Artilleriezug angehört. barni

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort