Kaarst Schmickler zu Gast in seinem "Lieblings-Kaarst"

Kaarst · Wilfried Schmickler macht knallhartes politisches Kabarett auf hohem Niveau. Und er macht es - zum Glück - nicht mit dem Mut der Verzweiflung, sondern mit genau der Portion Humor, die ihn von anderen Kleinkunstnörglern unterscheidet. Seine stets aktualisierten Programme heißen zwar "Das Letzte", aber Schmickler richtet seinen Blick auch auf das Positive, verbunden mit dem leidenschaftlichen Appell, nicht extremen Kräften auf den Leim zu gehen.

Er freute sich, im ausverkauften Albert-Einstein-Forum "in meinem absoluten Lieblings-Kaarst" seine Fans begrüßen zu können: "Wir kennen uns ja schon seit unserer Kindheit", erinnerte Schmickler das gut gelaunte Publikum und gab zu verstehen: "Schlimmer als das Fernsehprogramm kann dieser Abend auch nicht werden."

Der 63-Jährige watschte verbal aktuelle und längst vergessene SPD-Größen ab. In einer Welt, in der alles drüber und drunter zu gehen scheint, hat Schmickler die passenden Wortspielereien, die zwar so schnell vorgetragen werden, dass der Zuhörer sie sich kaum merken kann. Wenn es um die AfD geht, gerät der sonst recht entspannte Schmickler in Rage. "Das ist die Partei, die ihren Nachwuchs vom Friedhof holt." Zugleich versucht er, die Angst vor Flüchtlingen zu nehmen. Dazu scheint ihm ein Wirts-Spruch geeignet: "Der Umsatz ist am größten, wenn alle mittrinken." Aber die AfD lässt ihm so schnell keine Ruhe, Schmickler reimt: "Es stinkt der See, die Luft ist rein, Björn Höcke muss ertrunken sein." Aber auch mit dem "kleinen Mann und seiner Frau" geht der Kabarettist hart ins Gericht: Er prangert an, dass die kleinen Leute gerne mal diejenigen treten, die in der Hierarchie noch unter ihnen stehen - wie zum Beispiel Flüchtlinge. "Alles Egomanen außer ich", sagt Schmickler und macht sich lustig über die Polit-Elite. Christian Lindner beispielsweise ist für den Kabarettisten "der smarte Eiertänzer aus Wuppertal".

Neben der Politik sind ihm auch Erfindungen wie das "Smart Home" suspekt: "Ich möchte nicht, dass der Wasserkessel ein Verhältnis mit dem Kronleuchter im Wohnzimmer hat." Letztlich fordert er die "Freilassung aller gespeicherten Daten".

(barni)
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