Kaarst Senioren prüfen im Parcours ihre Wahrnehmung

Kaarst · Elf Senioren konnten ihre Sinne testen. Dies soll zu einer besseren Selbsteinschätzung im Straßenverkehr beitragen.

Hannelies Will (77) ist verunsichert. Sie trägt eine Brille, die einer Taucherbrille ähnelt und versucht, die Hand von Polizeioberkommissar Jürgen Kreuels zu greifen. Das geht schief. Auch der Versuch, einen Schlüssel in ein Türschloss zu stecken, gelingt erst beim zweiten Mal. "Sie trägt eine sogenannte Rauschbrille, die einen Zustand bei 1,6 Promille vorgaukelt", erklärt Kreuels, zuständig für Verkehrsprävention und Opferschutz.

Hannelies Will fühlt sich "irre und leicht schwindelig". Die Übung mit der Brille ist eine von acht Stationen, mit denen elf Senioren ihre Wahrnehmung im Vereinsheim des Schwimmverbands Büttgen testen. Die Übungen sollen den Teilnehmern helfen, sich im Straßenverkehr besser einzuschätzen. Die Idee stammt von Horst Wolf. "Ich habe den Parcours bereits in Neuss gemacht und Herr Kreuels gefragt, ob er das nicht in Kaarst auch anbieten kann", erzählt er. Nun unterziehen die Teilnehmer in Spielen ihre Sinne einer Prüfung und schätzen ihre eigenen Fähigkeiten auch im Vergleich mit denen anderer ein. Aufschlussreich verläuft der Test durch das sogenannte "Klangtor": Die Augen mit einer schwarzen Binde verdeckt und desorientiert, versucht Rainer Cramer sich genau in die Mitte zwischen zwei Klingeltöne zu stellen. "Das ist wie Blindekuh - aber gut", sagt er lachend und findet beinahe den exakten Punkt. Mit Hilfe optischer Täuschungen durch diverse Bilder merken alle schnell, dass man eine Sache verschieden wahrnehmen kann. Durch das Greifen nach einem herunter fallenden Lineal kann jeder seine Reaktionszeit ausprobieren.

Jürgen Kreuels stellt die Verbindung zum Straßenverkehr her: Wie lange dauert es, im Verkehr Situationen richtig zu bewerten, zu erkennen und zu reagieren? Wichtig ist ihm auch retroreflektierende Kleidung, durch die Personen bis zu 160 Meter weit gesehen werden können. Am Schluss des Parcours steht die ehrliche Selbsteinschätzung. "Ich rate zu einem Arztbesuch, wenn sich jemand als sehr unsicher einschätzt", sagt Kreuels. Entscheidend ist die Frage: "Wie kann ich besser und sicherer werden?". Dazu zählen auch ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung als Grundlagen einer gesunden Lebensführung. Die Teilnehmer zeigen sich zufrieden mit dem Nachmittag. "Ich finde alles sehr interessant, weil man sich gut konzentrieren muss", sagt Helga Wolf.

(NGZ)
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