Kaarst "Springmaus" mit Überlänge

Kaarst · Dem Improvisationstheater fehlte in der zweiten Hälfte der Pep.

"Jukebox" ist mehr als das neueste Programm der erfolgsverwöhnten "Springmaus". Vieles war anders als sonst, aber leider nicht unbedingt besser. So ist der Variantenreichtum kleiner geworden - und mitunter hatte man sogar das Gefühl, auch der Einfallsreichtum der Akteure, das Pfund also, mit dem sie seit vielen Jahren wuchern können, sei nicht mehr so groß wie früher. Die Zuschauer wurden in deutlich geringerem Maße mit eingebunden und die Idee, nach der Pause unter dem Stichwort "Autowerkstatt" eine Art Musical zu bringen, war auch nicht gerade glücklich, weil das Ganze etwas langatmig geriet und wenig Pep hatte.

In einer Jukebox steckt Musik, und weil bei der "Springmaus" Musik seit eh und je einen hohen Stellenwert einnimmt, ist "Jukebox" ein vielversprechender Titel. Leider konnte dieses Versprechen nur zum Teil eingelöst werden. Es ging los wie immer, die Besucher wurden kollektiv nach ihren Namen gefragt und nach außergewöhnlichen Begriffen. Einer lautete "Ampelmännchen". Der kleine Alexis Kara war prädestiniert, um dieses DDR-Relikt zu verkörpern. Ampelmädchen war Vera Passy. Das Publikum war begeistert, dürfte sich wieder gefragt haben, ob es da einen Trick gibt oder wie es sein kann, dass eine Idee so schnell so pfiffig umgesetzt werden kann.

Als sich Norbert Frieling über das Schützenfest ausließ, schlüpfte Kara in die Rolle des Gebärdendolmetschers. "Da können Sie sich auf den Kopf stellen", übersetzte er mit einem astreinen Kopfstand. Mit rauchiger Stimme sang er den Banker-Blues. Und unter dem Publikums-Stichwort "Matjesfilet" begeisterte das Quartett mit ständig wechselnden Fantasiesprachen. Ganz ohne Worte: der Sketch zum Stichwort "Wackeldackel". Norbert Frieling war den anderen oft um eine Nasenlänge voraus, wenn es um gute, spontane Ideen ging. Dann kam das Musical und selbst Frieling brachte nur wenig Originelles zustande. Die Nummer plätscherte so dahin. Während die erste Halbzeit von vielen oft sehr kurzen Improvisationen geprägt war, hatte das Musical "Autowerkstatt" eindeutig Überlänge. Immerhin hatte die Geschichte ein Happy-end: Gilly Alfeo, in Ehren ergraut, ermunterte seinen Sohn (Norbert Frieling), die Autowerkstatt aufzugeben und sein Medizinstudium zu beenden. Er tat das eine, ohne das andere zu lassen, wurde KfZ-Chirurg.

(NGZ)
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