Stadtporträt Kaarst Stadt mit neuer Mitte

Kaarst · Kaarst bietet knapp 42.000 Menschen in fünf Ortsteilen ein Zuhause. Die Einwohner der Stadt schätzen dort vor allem die eher ländlich gelegenen Häuschen im Grünen. Anders als andere Städte im Rhein-Kreis Neuss, die von der Vergangenheit geprägt sind, wird Kaarst vorwiegend von Neubauten dominiert.

Kaarst und seine Sehenswürdigkeiten
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Als architektonisches Highlight der Stadt gilt das Rat- und Bürgerhaus in der neuen Stadtmitte, das Ende 1997 mit einem Architekten-Preis ausgezeichnet wurde. Das gegenüberliegende Geschäftszentrum und die Wohnbebauung entlang des Stadtgartens mit naturnah angelegter Wasserfläche runden das Bild ab.

Sehenswert sind im Stadtgebiet vor allem der Tuppenhof in Vorst und die Braunsmühle in Büttgen. Der Tuppenhof ist ein ehemaliger Bauernhof aus dem 19. Jahrhundert und wurde in den 90er Jahren aufwendig restauriert. Seit 1999 befinden sich dort das Museum und die Begegnungsstätte für bäuerliche Geschichte und Kultur.

Die Braunsmühle – ursprünglich „Dycker Mühle“ – ist eine Steinmühle, die in ihrer heutigen Form seit 1756 besteht. Nachdem die Mühle von 2002 bis 2005 komplett restauriert worden ist, hat sie heute wieder ein funktionstüchtiges Windrad mit Mahlwerk. Beim „Spurt in die Maiennacht“ in der Großsporthalle in Büttgen, in der während des Jahres auch viele National- und Olympiamannschaften trainieren, und dem darauffolgenden Straßenradrennen „City & Bike“ zeigt sich die Radsportbegeisterung der Stadt Kaarst.

An heißen Sommertagen lädt das öffentliche Freibad „Kaarster See“ – ein ehemaliges Baggerloch – zum Badespaß ein. Anfang September heißt es jedes Jahr aufs Neue wieder: „Kaarst Total“. Das große Stadtfest mit umfangreichem Bühnenprogramm hat sich inzwischen etabliert und ist jedes Jahr ein Highlight im Veranstaltungskalender.

Die Geschichte

Die Anfänge von Kaarst ...

Bereits im 1. Jahrhundert vor Christus siedelten germanische Stämme am Rand des Hamarithiwaldes in unmittelbarer Nähe des heutigen Büttgen. Beim Bau des Kaarster Autobahnkreuzes fand man 7 Gräber, die in das 7. Jahrhundert nach Christus datiert werden. Sie enthielten als Beigaben Waffen, Schmuck und auch eine Goldmünze. Daraus und aus heute noch gebräuchlichen Orts- und Hofnamen, kann man auf eine Besiedlung des heutigen Stadtgebiets bereits in fränkischer Zeit schließen.

Ein erstes schriftliches Zeugnis über eine Besiedlung besitzen wir aus dem Jahr 793 n. Chr. In der Vita Sankti Ludgeri, der Lebensbeschreibung des ersten Bischofs von Münster, wird geschildert, Ludger habe von Budica aus den Wald Hamarithi durchwandert. Budica ist der ehemalige Name von Büttgen.

Kaarst wird als "Karlesforst" urkundlich erstmals im Jahr 1218 erwähnt. Der Name Karl war in der Familie der fränkischen Könige gebräuchlich. Der bekannteste Karl der fränkischen Königsfamilie war der in Aachen residierende Karl der Große, worauf die volkstümliche Überlieferung anknüpft, daß Kaarst auf Karl den Großen zurückzuführen ist.

...über das Mittelalter ...

Karlesforst und Budica müssen im Mittelalter ein blühendes kirchliches Leben gehabt haben. Hiervon zeugen noch heute die beiden ältesten Bauwerke der Stadt, die St.-Martinus-Kirche in Kaarst und die Pfarrkirche St. Aldegundis in Büttgen, die beide aus dem 12. Jahrhundert stammen.

In den folgenden Jahrhunderten führten die Büttgener und Kaarster ihr Leben als Bauern und Handwerker. Sie nahmen zwangsläufig teil an den Auseinandersetzungen der Territorialmächte im damaligen Römischen Reich deutscher Nation, an den Glaubenskriegen und den europäischen Kriegen. In dieser Zeit wurden die Orte Kaarst und Büttgen durch Karl den Kühnen (1474 bis 1475), in den truchsässischen Kriegen (1585 bis 1586) und im dreißigjährigen Krieg mehrfach zerstört, geplündert und gebrandschatzt. Auf einem Hof in Büttgen wurde 1591 Jan von Werth geboren, der später als Reitergeneral Berühmtheit erlangte.

... unter französischer Besetzung ...

Die Franzosen geben nach ihrer Eroberung des Rheinlandes im Jahr 1798 dem hiesigen Raum eine neue Verwaltungsstruktur. Die Mairien Kaarst und Büttgen werden dem Kanton Neuss zugeordnet. Ein Überbleibsel dieser Zeit ist noch heute der Nordkanal. Napoleon hatte ihm einst große wirtschaftliche Bedeutung als Wasserstraße zwischen Maas und Rhein zugedacht. Fertig wurde jedoch nur das Teilstück zwischen Neuss und Neersen. 1810 wurden die weiteren Ausbauarbeiten ganz eingestellt. 1823 wurde der Kanal dann allerdings für den Kohletransport von Neuss nach Neersen schiffbar gemacht und um 1850 bis zur Eröffnung der Bahnlinie wurden sogar Personen befördert.

... bis in die Neuzeit ...

Die Bahnlinie Neuss-Viersen entlang des Nordkanals wurde 1877 eröffnet. An ihr wurde ein Jahr später in Holzbüttgen der Bahnhof Kaarst gebaut. Die Eisenbahn beeinflusste die bauliche Entwicklung beträchtlich, weil die Verbindung vom Kirchdorf zum Bahnhof eine neue Leitlinie darstellte, an der entlang sich Wohnhäuser und Gewerbebetriebe ansiedelten. Mit einigen kleineren Fabriken begann der Einzug gewerblicher Arbeitsplätze in das heutige Stadtgebiet, das bis dahin hauptsächlich von der Landwirtschaft geprägt wurde.

... mit verschiedenen Verwaltungsreformen ....

In preußischen Zeiten gab es mehrere Gebiets- und Verwaltungsreformen. So trat Kaarst 1912 die Neusserfurth an Neuss ab. Als Gegenleistung richtete die Stadt 1924 eine Straßenbahnlinie Neuss-Kaarst ein. 1936 schloss man die Orte Kaarst und Büttgen zu einem Amt nach preußischem Recht zusammen, das aber später wieder aufgelöst wurde. Die Amtsverwaltung wurde nach Büttgen verlegt, das damals 4.400 Einwohner hatte, wogegen Kaarst mit 2.600 Einwohnern wesentlich kleiner war.

Der zweite Weltkrieg brachte erhebliche Zerstörungen für Holzbüttgen und Vorst, verschonte aber Büttgen und Kaarst weitgehend, so daß von beiden Gemeinden mehr als 1000 Flüchtlinge aufgenommen werden konnten.

... in die heutige Stadt Kaarst

Im Zuge der großen Verwaltungsreformen der 70er Jahre wurden die Dörfer Kaarst und Büttgen zu einer Großgemeinde zusammengefügt. Bei ihrer Gründung am 1. Januar 1975 hatte die neue Gemeinde Kaarst 33.500 Einwohner. Die neue Großgemeinde mußte die bisherigen Ortsteile Heide und Brücke von Kaarst nach Neuss abgeben und aus dem früheren Gemeindegebiet von Büttgen wurden große Teile des Büttger Waldes der neuen Gemeinde Korschenbroich zugeschlagen. Dagegen wurden die bislang zu Korschenbroich gehörenden Teile der Weilerhöfe und Rottes in die hiesige Gemeinde überführt.

Das 1. Gesetz zur Funktionalreform macht Kaarst mit den Ortsteilen Büttgen, Holzbüttgen, Vorst und Driesch mit Wirkung vom 1. Januar 1981 zur mittleren kreisangehörigen Stadt (38.383 Einwohner).

Seit April 1994 hat Kaarst eine neue Stadtmitte. Hier ist ein anziehender Stadtmittelpunkt mit Geschäften, Dienstleistungsbetrieben und Wohnungen sowie ein Stadtgarten mit angrenzender Wasserfläche geschaffen worden. Im Bürgerhaus wird zu Konzerten, Vorträgen, Sitzungen und Versammlungen eingeladen und im benachbarten neuen Rathaus sind in modernen und bürgerfreundlichen Räumen die Verwaltungsdienststellen zusammengefaßt.

(NGZO)
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