Kaarst Stadt ist Vorbild für neue Kommunikation

Kaarst · Kaarst hat sich auf den Weg in die digitale Zukunft gemacht und dabei ein eigenes und aus Sicht von Franz-Josef Moormann erfolgreiches Tempo eingeschlagen. Beim Deutschlandforum in Berlin durfte der Bürgermeister darüber berichten.

 Wer ein Smartphone hat, kann Missstände in Kaarst mit einem Handy-Foto dokumentieren. Per GPS wird die aktuelle Position des "Mängelmelders" automatisch ermittelt, das Anliegen an die Stadt weitergeleitet und bearbeitet.

Wer ein Smartphone hat, kann Missstände in Kaarst mit einem Handy-Foto dokumentieren. Per GPS wird die aktuelle Position des "Mängelmelders" automatisch ermittelt, das Anliegen an die Stadt weitergeleitet und bearbeitet.

Foto: mreu

Kaarst und die Kaarster scheinen ein gutes Beispiel zu sein, deutschlandweit - nicht nur dafür, wie sich Kommunikation innerhalb einer Kommune entwickelt, sondern auch dafür, was die vielen neuen Informationsmöglichkeiten mit den Menschen machen, wie sie ihre Ansprüche verändern und sich das auf den Dialog mit der Verwaltung und der Politik auswirkt. "Weniger Politik? Mehr Kommunikation!" lautete der Titel des 17. Deutschlandforums, zu dem Bürgermeister Franz-Josef Moormann deshalb Ende Mai in Berlin als Gastredner eingeladen war. "Die Einladung", sagt er, "ist schon ein Zeichen der Anerkennung, auch für unsere Stadt."

Organisiert wird das Deutschlandforum vom Innovators Club. Der Innovators Club wiederum wurde vom Deutschen Städte- und Gemeindebund initiiert. Er befasst sich mit strategischen Zukunftsthemen der Kommunen, zum Beispiel Bildung, Klima, Energie, Stadtentwicklung, IT, Kooperation und Kommunikation. Im Innovators Club arbeiten rund 40 Oberbürgermeister, Bürgermeister und Landräte sowie Führungskräfte aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft interdisziplinär zusammen.

"Ziel", sagt Franz-Josef Moormann, "ist es, kommunale Arbeit über die Tagespolitik hinaus im Voraus zu denken und neue Wege aufzuzeigen." Der Club ist somit eine Plattform für den Austausch von Visionen, Ideen, Konzepten und Erfahrungen, etwa aus einer wirtschaftlich gesunden Mittelstadt mit Profil in einer Metropolregion - wie Kaarst.

Fakt ist: Kaarst hat sich auf den Weg in die digitale Zukunft gemacht und dabei ein eigenes und aus Sicht von Franz-Josef Moormann erfolgreiches Tempo eingeschlagen - ohne offiziellen städtischen Facebookauftritt, ohne Livestream aus dem Stadtrat, stattdessen aber mit einem Schwerpunkt auf einer weitestesgehend "vollständigen" Kommunikation bestehend aus Frage und Antwort. Beispiel Mängelmelder: Wer ein Smartphone hat, kann Missstände in Kaarst mit einem Handy-Foto dokumentieren. Per GPS wird die aktuelle Position des "Mängelmelders" automatisch ermittelt und das Anliegen an die Stadt weitergeleitet. "Eine Sache, mit der sich die Verwaltung von heute auseinandersetzen muss, ist die hohe Geschwindigkeit des Informationsaustausches und die damit verbundene Anspruchshaltung der Bürger", sagt Franz-Josef Moormann. "Die Kommunikation darf nicht eingleisig sein, und wenn eine Beschwerde reinkommt, dann muss es darauf auch eine schnelle Antwortgeben. Das versuchen wir, umzusetzen, und ich habe das Gefühl, das klappt ganz gut."

Ein anderes Beispiel: Bürgerbeteiligung. "Die", sagt Franz-Josef Moormann, "ist als solche im alten hoheitlichen Denken der Verwaltung nicht verankert." Gleichzeitig steige die Beteiligungserwartung der Bürger. Die "neuen" Bürger, so Moormann, seien vernetzt, kommunikativ und kritisch, ihre Initiative decke aber oft nur die eigene Umgebung ab. "Unsere Transparenzbemühungen, zum Beispiel beim Thema Ikea-Umzug oder Nahversorgung in Büttgen, finde ich von der Strategie her gut, und das hat sich auch so bestätigt", sagt Moormann. "In erster Linie geht es allerdings um gute Aufgabenerledigung, dann kommt die Kommunikation obendrauf. Mein Fazit lautet also: Mehr Kommunikation macht mehr Politik, weniger Politik wird durch mehr Kommunikation aber nicht ausgeglichen."

(NGZ)
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