Kaarst Vogel und Löhler verlassen die FDP

Kaarst · Weil sie die Wahl des Grünen Christian Gaumitz zum Bürgermeisterkandidaten missbilligen, wollen die ehemalige zweite stellvertretende Bürgermeisterin Ilse Vogel und der frühere Fraktionschef Jörg Löhler nicht mehr Mitglied der Liberalen sein.

Mit Ilse Vogel und Jörg Löhler sind in den vergangenen Tagen zwei prominente ehemalige Lokalpolitiker aus der Kaarster FDP ausgetreten. Das bestätigen sowohl der Kaarster Parteichef Heinrich Thywissen als auch der Kreisvorsitzende der Liberalen, Bijan Djir-Sarai. Ilse Vogel war von 1989 bis 1994 zweite stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Kaarst und bis zum Jahr 2004 Mitglied im Stadtrat. Bekannt ist sie auch als Vorsitzende des Partnerschaftsvereins La Madeleine. Jörg Löhler führte bis zum Jahresende 2013 die FDP-Ratsfraktion. Sein Amt, wie auch sein Ratsmandat, legte er aus beruflichen Gründen nieder. Mit aus der Partei ausgetreten ist jetzt auch Löhlers Ehefrau.

Der Grund ist in allen drei Fällen ein politischer: die Wahl des Grünen Christian Gaumitz zum Bürgermeisterkandidaten des Fünferbündnisses. Dafür spricht schon der zeitliche Zusammenhang. Mit 14 Ja-Stimmen und einer Nein-Stimme haben die Freien Demokraten vor gut zwei Wochen für die Unterstützung des einstigen politischen Erzfeindes votiert. Während sich Jörg Löhler gegenüber unserer Zeitung gestern nicht zu den Gründen für seinen Rückzug äußern wollte, fand Ilse Vogel klare Wort: "Dass man in bestimmten Situationen ein politisches Bündnis schließt, kann ich noch nachvollziehen", sagt die ehemals überzeugte Liberale. "Aber die Wahl von Christian Gaumitz war für mich einfach zu viel."

Rückblick: Es war im Juni vergangenen Jahres, als für die Freien Demokraten in Kaarst eine neue Zeitrechnung begann. 2014 war das Jahr, in dem der FDP allerorts noch der Rauswurf aus dem Bundestag in den Knochen steckte. Der traditionell starke Stadtverband in Kaarst holte bei der Kommunalwahl im Mai trotzdem vier Ratsmandate - mit einem Stimmenanteil von 7,94 Prozent. 2014 war auch das Jahr, in dem sich die Parteibasis der Liberalen gegen eine Fortführung der politischen Partnerschaft mit der Union aussprach. Und schließlich war 2014 das Jahr, in dem sich die Stadtratsfraktionen von SPD, Grünen, FDP, UWG und Zentrum (Fünferbündnis) erstmals in der Kaarster Geschichte zu einer politischen Mehrheit jenseits der CDU zusammenschlossen. Die FDP setzte an diesem Tag ihren gerade erst von der Union gewechselten Neuzugang Uschi Baum als erste stellvertretende Bürgermeisterin gegen die CDU-Kandidatin Brigitta Thönißen durch.

Für Heinrich Thywissen sind die jüngsten Parteiaustritte damit womöglich so etwas wie ein Preis - für einen geschlossenen politischen Kompromiss und gewonnene Gestaltungsmacht. Bijan Djir-Sarai sagt: "In die Angelegenheiten eines Stadtverbands mischt sich der Kreis nicht ein." Aktuell habe die FDP in Kaarst 59 Mitglieder. "Im April 2014 waren es 58, nach der Kommunalwahl gab es drei Austritte und einen Eintritt. Es gibt also keinen Grund, sich Sorgen zu machen." Schließlich basiere jeder Schritt auf basisdemokratischen Entscheidungen.

(NGZ)
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