Informationen zur Geschichte der Kaarster Straßennamen Von Alt Werret bis zum Huppelpesch

Informationen zur Geschichte der Kaarster Straßennamen · Von Bettina Holleczek

Von Bettina Holleczek

Für engagierte Heimatforscher und geschichtsinteressierte Kaarster hält Stadtarchivar Peter Brinkmann jetzt ein besonderes Schmankerl bereit: In den vergangenen Monaten hat er schon allerhand Material über die Geschichte vieler Straßennamen im Stadtgebiet zusammengetragen. Bei seinen Recherchen freut er sich jetzt auf ergänzende Informationen aus der Bürgerschaft.

Stadtarchivar Peter Brinkmann erläutert: "Die Kaarster Straßennamen führen uns auf Schritt und Tritt durch die Geschichte unserer Stadt." Er blickt zurück: "Im Volksmund gab es schon lange Straßennamen. So sind die Mühlenwege oder die Kirchwege bereits auf alten Katasterkarten verzeichnet." Doch per Gesetz wurden die Straßenbenennungen und die damit verbundene Hausnummerierung erst eingeführt, als die Straßen wegen der wachsenden Bevölkerung aus postalischen Gründen erfasst werden mussten.

Im Jahr 1856 gab es nur 40 Wege in Kaarst und 47 Wege in Büttgen - in Kaarst waren davon lediglich drei, in Büttgen nur vier Wege ausgebaut. (Heute sind 519 Straßen, Wege und Plätze im Stadtgebiet namentlich bezeichnet.) Noch Mitte des 19. Jahrhunderts sprachen die "Wege-Lagerbücher" der Gemeinden Büttgen und Kaarst unter der Rubrik "Oertliche Namen der Wege" vom "Communalweg von Neußerfurth nach Franzenzollhaus", vom "Weg von Kaarst nach Vogelbaumsbrücke" oder vom "Communalweg von Vorst nach Linning".

Ausgangspunkt und Ziel fungierten als konkrete Bezeichnung der Strecke. Brinkmann: "In Büttgen gab es bis 1906 keine Straßennamen." In den Adressbüchern waren die einzelnen Ortsteile lediglich mit Buchstaben gekennzeichnet. 1906 wurden dann in Büttgen Dorf zwölf Straßennamen vergeben, so wurde beispielsweise die Jan-van-Werth-Straße nach dem berühmten Reitergeneral aus Büttgen benannt.

Die Liste der Kaarster Straßen aus dem Jahr 1903 war mit 14 Straßennamen damals nur unwesentlich länger, darunter auch die Karlsforster Straße. Um 1218 hieß die Ansiedlung "Carlesvorst" - der Sage nach war Karl der Große Namensgeber für Kaarst. Straßennamen sind, wie schon der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde Büttgen, Eduard Klüber, meinte "Urkunden besonderer Art, denen bei der Erforschung der geschichtlichen Vergangenheit unserer Heimat eine beachtenswerte Bedeutung zufällt".

Stadtarchivar Brinkmann zeigt auf: "Durch Bebauung fortgefallene historische Flur- und Gewannbezeichnungen bleiben erhalten. Wir werden an alte Bauernhöfe (Pampushof), an Bruchrandsiedlungen (Hinterfeld, Broicherseite) erinnert oder an verstorbene Persönlichkeiten der Stadtgeschichte wie Hermanni, Grootens, Dr. Grüter, Klüber oder Möllmann." Wer sich mit Straßennamen befasse, erfahre etwas über die Kaarster Partnerstadt (La Madeleine), über die frühere Partnergemeinde (Lichtenvoorde) und über die Städtefreundschaft (Perleberg, Prignitz).

Zwei weitere Beispiele: "Alt Werret" in Vorst geht wortgeschichtlich auf den Begriff "Wehrholz" zurück: Das Dickicht bot der Landbevölkerung Schutz - die Städter hatten ja ihre Stadtmauern. "Am Huppelpesch" in Kaarst setzt sich zusammen aus "Huppel" (Hopfen) und "pesch" (pasculum.=.Gebiet, Weide).

Dort bauten die Vorfahren Hopfen an, den sie zum Bierbrauen benötigten. Brinkmann: "Teilweise lassen sich die Hintergründe zu den Straßennamen aber nur mit sehr großem Arbeitsaufwand beleuchten." So hat er seine Recherchen zunächst auf noch vorhandene Bezeichnungen beschränkt - später soll die Geschichte der inzwischen aus dem Stadtbild verschwundenen Straßennamen (so auch jene aus der Nazi-Zeit) aufgearbeitet werden.

(NGZ)
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