Kaarst Vorsterin engagiert für Integrationsrat in Kaarst

Kaarst · Bouchra El Maazi ist selbstständige Beraterin für die Eingliederung von Migranten. In Kaarst will sie jetzt ein Vertretungsgremium auf die Beine stellen.

 Bouchra El Maazi will in Kaarst einen Integrationsrat auf die Beine stellen. "Ich mache das für die Leute, die wirklich Hilfe nötig haben", sagt sie.

Bouchra El Maazi will in Kaarst einen Integrationsrat auf die Beine stellen. "Ich mache das für die Leute, die wirklich Hilfe nötig haben", sagt sie.

Foto: Lothar Berns

Es sind die ständig wiederholten, wahrscheinlich gar nicht böse gemeinten, aber dennoch unerträglich unsensiblen Fragen "am Gartenzaun", die Bouchra El Maazi wütend machen. Die Eltern der gelernten Bilanzbuchhalterin stammen aus Marokko. El Maazi wurde in Neuss geboren. Sie ist zum Quirinus-Gymnasium gegangen, hat ihre Ausbildung in Neuss, beim RWE, gemacht, anschließend in der Essener Hauptverwaltung und später, bis zur Geburt ihrer drei Töchter - elf, sechs und vier Jahre alt - bei den Stadtwerken in Düsseldorf gearbeitet. Seit vier Jahren lebt die 35-Jährige mit ihrer Familie in Vorst. "Ich bin gebürtige Neusserin mit marokkanischen Wurzeln", sagt El Maazi. "Oder, um es politisch auszudrücken: Deutsche mit Migrationshintergrund. Trotzdem werde ich jedes Jahr zur Ferienzeit gefragt: ,Und? Wann geht's wieder in die Heimat?' Solche Fragen gehen gar nicht!"

Die kleinen Diskriminierungen und Vorurteile im Alltag sind etwas, womit Bouchra El Maazi seit ihrer Geburt lebt. Vor zwei Jahren hat sie ihr Leben zum Beruf und sich als Integrationsberaterin für Frauen und Migrantinnen selbstständig gemacht. In Kaarst soll die 35-Jährige jetzt dafür sorgen, dass - wie zum Beispiel in der Nachbarstadt Meerbusch - ein Integrationsrat als Interessensvertretung für Menschen nicht-deutscher Herkunft auf die Beine gestellt werden kann. 200 Unterschriften muss sie dafür sammeln. In die entsprechenden Listen dürfen sich nur Kaarster Einwohner mit ausländischer Staatsangehörigkeit eintragen. Bouchra El Maazi ist zuversichtlich, dass sie das schafft.

"Interkulturelle Personalentwicklung und Konfliktmanagement werden immer wichtiger", sagt sie. "Vorurteile, sprachliche Barrieren, Kulturschock sind nur einige Schlagwörter, die Integration erschweren oder sogar unmöglich machen. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, Missverständnissen und Konflikten im interkulturellen Bereich vorzubeugen und zu kommunizieren." Das gilt auch für den nicht-beruflichen Bereich.

El Maazi macht seit eineinhalb Jahren beim Projekt "Integrationslotsen" der Stadt Neuss mit und sitzt als Projekt-Sprecherin als beratendes Mitglied im Integrationsrat der Nachbarstadt. "Bei der Arbeit dort habe ich viele Menschen kennengelernt, die schon viel erreicht haben", sagt sie. "Ich weiß, dass in Kaarst eine Anlaufstelle fehlt. Es gibt keine Caritas oder Diakonie vor Ort, keine Kulturvereine, lediglich den ,Arbeitskreis Asyl', aber das Wort ,Asyl' im Namen schreckt grundsätzlich ab." Viele Migranten, mit denen sie ins Gespräch gekommen sei, berichtet El Maazi, hätten ihren Lebensmittelpunkt deshalb in andere Städte verlegt. "Das ist vielleicht auch der Grund, warum in Kaarst zuweilen der Eindruck entsteht, alle Migranten seien perfekt integriert", sagt sie. "Dass sie tatsächlich mittendrin leben und wahrgenommen werden - das wünsche ich mir."

(NGZ)
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