Kaarst Wo Flüchtlingskinder Deutsch lernen

Kaarst · An den Realschulen in Kaarst und in Büttgen, aber auch an den wohnortnahen Grundschulen bekommen Mädchen und Jungen in sogenannten Seiteneinsteigerklassen erste Sprachkenntnisse vermittelt. Die Schülerzahlen verändern sich stetig.

Sie kommen aus Syrien, Mazedonien, Kroatien oder dem Irak, leben erst seit wenigen Wochen - teilweise sogar erst seit Tagen - in Kaarst und können kaum Deutsch sprechen. Daher werden die zehn Jungen und Mädchen im Alter von elf bis 15 Jahren, die die Realschule Halestraße besuchen, in einem eigens für sie eingerichteten Raum an 15 Stunden pro Woche in Deutsch unterrichtet.

Drei Lehrerinnen, die eine zusätzliche Fortbildung in "Deutsch als Zweitsprache" - kurz DaZ - absolviert haben, wechseln sich ab. Cornelia Kinne ist eine von ihnen. "Es ist schon schwierig, Kindern, die einen vollkommen unterschiedlichen Wissensstand und Hintergrund haben, gemeinsam Deutsch beizubringen", sagt sie. "Aber es ist schön zu erfahren, wie wissbegierig die Kinder sind."

Anhand von Piktogrammen bringt sie ihnen langsam die deutsche Sprache bei. Und immerhin: Bei der kleinen Vorstellungsrunde können die Jungen und Mädchen ihren Namen, ihr Alter, ihren Wohnort und ihr Herkunftsland nennen. "Besonders gerne spielen sie 'Ich sehe was, was Du nicht siehst'", erzählt Kinne. Beim Raten müssen die Kinder versuchen, die einzelnen Gegenstände möglichst mit dazugehörigem Artikel zu benennen. Das klappt unterschiedlich gut. "Daher ist sehr hilfreich, dass regelmäßig Lesepatinnen von der Volkshochschule zu uns kommen und mit den Kindern einzeln zusätzlich lernen", erklärt Kinne.

Neben den zehn Flüchtlingskindern an der Halestraße gehen weitere 25 zur Elisabeth-Selbert-Realschule und 19 zu den jeweiligen wohnortnahen Grundschulen. Wobei sich die Zahlen stetig verändern, erklärt Michael Wilms vom Schulverwaltungsamt der Stadt Kaarst. Er spricht auch nicht von Flüchtlingskindern, sondern - wie alle Experten - von Seiteneinsteigern. "Der Begriff umfasst alle Kinder aus dem Ausland ohne Deutschkenntnisse", sagt Wilms. Reine Seiteneinsteiger gebe es an den beiden weiterführenden Kaarster Schulen jedoch nur zwei.

Nachdem die Kinder vom Ordnungsamt erfasst worden sind, werden sie vom kommunalen Integrationszentrum des Rhein-Kreises Neuss begutachtet. "Danach erfolgt die Zuweisung an uns mit der entsprechenden Schulform", erläutert Wilms. Die Elisabeth-Selbert-Realschule (ESR) nimmt bereits seit drei Jahren Seiteneinsteiger auf. Da diese Schule jedoch auslaufen wird, wurden seit diesem Sommer auch der Realschule Halestraße Seiteneinsteiger zugewiesen.

"Wir wurden beraten durch die Kollegen der ESR. Denn wir wussten ja nicht, wie man das macht", gibt Jürgen Bosse, Leiter der Realschule Halestraße, zu. Wenn es ausnahmsweise große Verständigungsschwierigkeiten gibt, "holen wir uns auch schon mal Hilfe bei anderen Schülern", sagt Bosse. "Denn wir haben einen hohen Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund, bei denen zuhause die Heimatsprache gesprochen wird."

Bis auf zwei Fälle - ein deutlich älterer Schüler und ein offenbar sehr lernschwacher Junge - funktioniere die Seiteneinsteigerklasse gut, berichtet Bosse. "Die Kinder lernen rasend schnell, saugen den Stoff auf wie ein Schwamm, sind lernwillig und helle", sagt der Schulleiter und fügt verschmitzt hinzu: "Das würde ich mir auch von manch anderen Schülern wünschen."

(BB)
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