Kaarst Zu Besuch bei den Martinsgänsen von Kaarst

Kaarst · Das weiß gefiederte Geflügel ist ein traditionelles Gericht am heutigen Tag. Doch davon wissen die Tiere - zum Glück - nichts.

 Nicht alle werden überleben. Gänse - wie die von Martin Küppers - landen heute auf vielen Tellern.

Nicht alle werden überleben. Gänse - wie die von Martin Küppers - landen heute auf vielen Tellern.

Foto: salz

Der Besucher kommt nicht ungesehen vorbei. Aufgeregtes Schnattern erfüllt die Luft. Hunderte von weißen stattlichen Gänsen laufen über die Weide von Martin Küppers und scharen sich um ihn, als er sie ruft. "Gänse sind sensible Tiere, sie genießen die menschliche Anwesenheit und reagieren sehr darauf", erklärt der Geflügelbauer. Trotzdem wird kein Tier das Weihnachtsfest erleben - viele schon nicht mehr den heutigen Gedenktag des Heiligen Martin. Sie liegen beim traditionellen Gänseessen als Braten auf dem Teller. Spätestens am 23. Dezember wird zum letzten Mal geschlachtet. "Das tut einem schon leid", gibt Küppers zu. Denn die 1000 Küken waren erst einen Tag alt, als sie im Mai aus Westfalen zu ihm kamen. Küppers hat sich seitdem bemüht, ihr kurzes Leben so schön wie möglich zu gestalten. Nach ein paar Wochen unter Wärmelampen ging es raus auf die Weide, nur nachts zum Schutz vor Füchsen in den Stall. Ab November beginnt die hofeigene Schlachtung.

Ganz ähnlich geht es bei Bauer Berrisch zu. Hier werden seit der ersten Juliwoche ebenfalls 1000 Gänse aufgezogen. "Stall und Weide sind in der Nähe des Mühlenbachs und wir müssen in den ersten Wochen aufpassen, dass die Küken nicht ins Wasser fallen", erzählt Waltraud Hoffmann-Berrisch. Tagsüber hat sie die Tiere fest im Blick - ihr Büro hat die zusätzlich als Steuerberaterin tätige Bäuerin genau gegenüber der Gänsewiese. "Es ist schon faszinierend zu beobachten, wie sich die Tiere in der Gruppe verhalten und sich im sogenannten 'Gänsemarsch' fortbewegen", berichtet Hoffmann-Berrisch. Das laute Schnattern werde im Lauf der Monate zu einem vertrauten Alltagsbegleiter. Wie bei Küppers bekommen die Tiere auch auf dem Hof von Bauer Berrisch Weizen aus eigenem Anbau und verbringen die Nacht zum Schutz vor Füchsen im Stall. Ab Mitte Oktober beginnt dann die "harte Zeit des Schlachtens", so die Bäuerin. Es werden nicht nur ganze Gänse angeboten, sondern auch Brust, Keule oder geräucherte Teile. "Das reicht oft für eine Person", erklärt Hoffmann-Berrisch. Am Heiligen Abend ist geöffnet - die letzte Gelegenheit, einen schmackhaften Braten für das Fest zu erwerben. Bleibt die Frage, ob bei den Geflügelbauern selbst Gänsebraten auf dem Speiseplan steht. "Ich esse sie auch, aber nicht unbedingt an Weihnachten", sagt Martin Küppers schmunzelnd. Waltraud Hoffmann-Berrisch veranstaltet jedes Jahr ein großes Gänseessen mit Kindern, Tanten und Onkeln: "Das hat bei uns Tradition", verrät sie.

(NGZ)
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