Kaarst Zum Gottesdienst ins Sels-Museum
Kaarst · Pfarrerin Maike Neumann eröffnete die Neusser Reihe "Kunstandacht"
Die Premiere des neu kreierten Formats "Kunstandacht" im Neusser Clemens-Sels- Museum zelebrierte Maike Neumann, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde in Kaarst, als bewegenden Gottesdienst. Das Museum ist gespickt mit Christusdarstellungen über die vergangenen fünf Jahrhunderte. Eins davon, die düstere Darstellung eines Kirchenportals von Fernand Khnopff, hatte sie ausgewählt. Bei diesem Gemälde des belgischen Malers überwiegen traurige Töne, mit denen die Stimmung nach dem Tod eines vertrauten Menschen eingefangen wird. Wie lässt sich angesichts dieser Tristesse die christliche Botschaft entschlüsseln, der Horizont des Betrachters erweitern? Das Lesen des 69. Psalms im Wechsel mit der kleinen Gemeinde im Museum und mit Blick auf das Gemälde gab erste Hinweise. "Gott, hilf mir!" ist der Psalm überschrieben. Er beschreibt die Situation eines Menschen in äußerster Not: "Mir ist angst; erhöre mich eilends". Bild und Text sollen "mit Kraft und Hoffnung stärken", "neue Perspektiven eröffnen".
Angesichts der öden Kälte auf dem Bild und der menschenleeren Einsamkeit hat der Psalm große Mühe, im Gottvertrauen ruhende Zuversicht zu wecken. Kein Baum, kein Strauch, kein Vogel, keine offene Tür, ein trostloser Himmel: im Bild eingefangen sind lähmende Angst und existentielle Sorgen. Maike Neumann belässt es vor den erschrocken lauschenden Zuhörern nicht beim erschütternden "klaustrophobischen Gefühl der Einsamkeit". Sie schlägt den Bogen zu Jesus. Auch er fürchtete sich, alleingelassen von seinen Jüngern, die in der Passion von der Furcht vor harter Wahrheit umgetrieben wurden.
"Ist es nicht in unser aller Leben genauso?", lautet die Frage der Pfarrerin. Bestimmt nicht die Unsicherheit vor den Zumutungen des Schicksals unser Mitfühlen und oft die Untätigkeit? "Es wird schon wieder", wird der Schwerkranke mit einer leeren Aussage abgespeist. Maike Neumann fordert zum Gegensteuern auf: "Die Passionszeit erinnert daran, dass wir nicht in diese Falle tappen sollten."
