Kamp-Lintfort Afrikanische Kunst voller Harmonie

Kamp-Lintfort · Zum zweiten Mal kombiniert der kamp-Lintforter Galerist Bernd Schulz alte und zeitgenössische Werke in der Ausstellung "Gegenstände des rituellen und täglichen Gebrauchs". Sie ist bis zum 17. Dezember zu sehen.

 Zur Ausstellung in der Galerie Schulz sprach der Ex-Verkehrsminister Reinhard Klimmt (l.) die einführenden Worte. Galerist Bernd Schulz und Künstler Amouzo Amouzo-Glikpa (r.).

Zur Ausstellung in der Galerie Schulz sprach der Ex-Verkehrsminister Reinhard Klimmt (l.) die einführenden Worte. Galerist Bernd Schulz und Künstler Amouzo Amouzo-Glikpa (r.).

Foto: Klaus Dieker

Schon oft zeigte Galerist Bernd Schulz einzelne Bilder oder Skulpturen zeitgenössischer afrikanischer Künstler, wenn er zu seiner Frühjahrs- und seiner Herbstausstellung einlud. Fast immer standen aber die alten Masken, Skulpturen und anderen Objekte im Mittelunkt, die einstmals rituell Gegenstände waren und von Künstler geschaffen, die heute unbekannt sind. Das ist bei der diesjährigen Herbstausstellung anders, die jetzt eröffnet wurde.

Mit Skulpturen von Amouzou Amouzou-Glipka zeigt der Galerist erst zum zweiten Mal mehrere Werke eines modernen afrikanischen Künstlers. Der 57-jährige Togolese, der in Peking und Wuppertal Kunst studierte, sieht sich in der Tradition der unbekannten afrikanischen Künstler, die vor mehr als 100 Jahren rituelle Gegenstände schufen. "Ich verlasse nicht meine Grundlage", sagt der einstige Assistent von Tony Cragg, dessen Werke schon im Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln und im Von-der-Heydt-Museum in Wuppertal zu sehen waren. "Ich komme immer wieder zurück."

So reduziert er Köpfe, Körper und Dinge auf grundlegende Formen. Wenn er einzelne nicht weglässt, verzerrt er diese oft, um sie neu zu einer Einheit zusammenzufügen. So fehlen beispielsweise seiner Figur König, die eineinhalb Meter hoch ist und erhaben aussieht, die Arme. Gleichzeitig sind Kopf und Taille viel kleiner als Gesäß und Oberkörper.

"Trotzdem wirkt alles harmonisch", sagt Reinhard Klimmt. Der einstige saarländische Ministerpräsident (1998 bis 1999) und einstige Bundesverkehrsminister (1999 bis 2000) gilt in Deutschland als einer der großen Sammler alter afrikanischer Kunst. Gestern sprach er die einführenden Worte, als die Ausstellung "Gegenstände des rituellen und täglichen Gebrauchs von West-, Zentral- und Ostafrika" mit der Sonderausstellung "Werke von Amouzou Amouzou-Glipka" eröffnet wurde. Insgesamt sind 200 Objekte zu sehen.

Der 75-jährige Saarbrücker, der neben Kunst aus Afrika auch Taschenbücher aus den 1950-er Jahren sammelt, von denen er 30 000 Bücher besitzt, erkennt eine Verbindung von afrikanischer und europäischer Kunst. "Pablo Picasso und die Expressionisten sind ohne die afrikanische Kunst nicht denkbar, genauso wenig wie Alberto Giacometti", betont er. Deshalb bezeichnet er die afrikanische Kunst gerne als Weltkultur. "So wie christliche Madonnen aus dem Europa des Spätmittelalters heute in den USA oder Japan gezeigt werden, wird die afrikanische Kunst heute in Europa gezeigt", meint der Sammler afrikanischer Kunst. "Damit gewinnt sie auch in Afrika an Wert."

Die Galerie und Kunsthandel-Agentur Bernd Schulz liegt an der Oststraße 77 in Kamp-Lintfort. Sie ist Mittwoch, Samstag und Sonntag von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Außerhalb dieser Zeiten können Kunstinteressierte die Galerie nach telefonischer Absprache besuchen: 02842 6498. Die Ausstellung "Gegenstände des rituellen und täglichen Gebrauchs von West- Zentral- und Ostafrika" ist bis zum 17. Dezember zu sehen.

(got)
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