Kamp-Lintfort Bieter-Streit um Grafschaft-Moers-Anteile

Kamp-Lintfort · Kamp-Lintfort und Kreis Wesel wollen jeweils die Anteile der Wohnungsbau Stadt Moers an der Grafschaft kaufen.

Die Grafschaft Moers Siedlungs- und Wohnungsbau hat ihren Hauptsitz an der Wilhelmstraße in Kamp-Lintfort. Es gibt bislang sechs Gesellschafter, darunter auch die Wohnungsbau Stadt Moers. Sie möchte offenbar aber ihre Beteiligung an der GmbH verkaufen. Nachdem die Stadt Kamp-Lintfort bereits Interesse am Kauf der Moerser Anteile signalisiert hatte, will jetzt auch der Kreis Wesel seinen Hut in den Ring werfen. Dieses Vorhaben geht aus einer nicht-öffentlichen Drucksache für die gestrige Sitzung des Ausschusses für Kreisentwicklung und strukturellen Wandel hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Die Anteile der Wohnungsbau Stadt Moers an der Grafschaft Moers belaufen sich auf insgesamt 24,4 Prozent. Der Mindestangebotspreis soll bei 2,2 Millionen Euro liegen. Wie aus der Vorlage hervorgeht, wurde der Kreisausschuss im Dezember 2016 darüber informiert, dass die Stadt Kamp-Lintfort den Kauf der Anteile beabsichtigt. Daraufhin folgte ein Antrag der Kreistagsfraktionen CDU, Grüne und FDP/VWG, dass der Kreis seinerseits Verhandlungen mit der Wohnungsbau Stadt Moers aufnimmt. Die Stadt Kamp-Lintfort, die kein eigenes Wohnungsbauunternehmen hat, sieht offenbar die Möglichkeit, nicht nur Mehrheitsgesellschafter zu werden, sondern auch die städte- und wohnungsbauliche Entwicklung Kamp-Lintforts weiter voranzutreiben. Ein Bauprojekt, das die Grafschaft Moers aktuell entwickeln soll, liegt im Bereich Tor Ost (Moerser Straße). Auf einer Grünfläche plant die Siedlungs- und Wohnungsbau den Neubau von öffentlich geförderten Mietwohnungen. Das Vorhaben wurde im September 2016 im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt. Politik und Stadtverwaltung befürworteten das Vorhaben des in Kamp-Lintfort ansässigen Unternehmens, um den geförderten Mietwohnungsbau für Menschen mit geringen Einkommen und für Geflüchtete zu forcieren. Es sollen Wohneinheiten nach den Wohnraumförderbedingungen und nach den Bestimmungen nach den Richtlinien zu Förderung von Wohnraum für Flüchtlinge entstehen. In der äußeren Gestaltung sollen sich die viergeschossigen Neubauten laut Verwaltung in die vorhandene Bebauung einfügen. 50 Wohneinheiten könnten in einer Mischung von ein- bis drei Zimmerwohnungen in den drei geplanten Neubauten am Tor Ost entstehen. Beim Kreis Wesel dürften sogar zwei Motivlagen eine Rolle spielen. Zum einen steigen die Kosten für die Unterbringung Bedürftiger stark an, weil der Markt für preiswerten Wohnraum zunehmend enger wird. Mit einer eigenen Wohnungsbaugesellschaft könnte man für Entlastung sorgen. Zudem zeigt das Beispiel etwa der Dinslakener Wohnungsbaugesellschaft, dass sich durchaus ansehnliche Renditen erwirtschaften lassen. Die könnten etwa zur Senkung der politisch immer heftig umstrittenen Kreisumlage genutzt werden.

Das von der Wohnungsbau Stadt Moers beschlossene Bieterverfahren dürfte den Preis für die Anteile hochtreiben. Die beiden Interessenten haben jetzt die Möglichkeit, bis zum 22. März ein verbindliches Angebot vorzulegen.

(RP)
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