"Von den 1800 Studierenden kommen 45 Prozent aus aller Welt. Sie freuen sich, hier in Kamp-Lintfort ihr Wunschstudium in englischer Sprache und ohne Studiengebühren absolvieren zu können. Aber natürlich sind sie weit weg von zu Hause und können Unterstützung gut gebrauchen, um sich bei uns zurechtzufinden und zu integrieren", erklärt Laura Paul. Seit Beginn des Studienbetriebs vor acht Jahren gibt es deshalb ein Mentorenprogramm. Um die Gegenseitigkeit stärker zu betonen, wurde das Projekt in "Locals4students", also "Bürger für Studierende" umbenannt. Auf welche Form der Unterstützung und welche Arten von Aktivitäten die Partner sich einigen, sei jedem selbst überlassen, so Felix Grün. Wichtig ist ihm aber zu betonen, dass es vor allem um kulturellen Austausch gehe. Gemeinsame Kneipen- oder Konzertbesuche seien ebenso denkbar wie gemeinsam zu kochen oder Sport zu treiben.

Nachdem sich alle im Stuhlkreis niedergelassen haben, erklärt Grün die wichtigsten Rahmenbedingungen: Es gebe keinerlei Verpflichtungen, schon gar nicht finanzieller Art. Die Paten sollten möglichst ein wenig Englisch sprechen, um den Kontakt zu erleichtern. Aber da die Studenten auch Deutsch lernen oder üben wollten, sei es auch in Ordnung, sich auf Deutsch zu unterhalten. Im Nu sind anschließend Fragebögen ausgeteilt und Kleingruppen gebildet. Der Name, das Studienfach beziehungsweise der Beruf werden dort abgefragt. Das Besondere des eigenen Heimatlandes, die Interessen und Hobbys, die Erwartungen und Ängste - bei diesen Fragen entstehen schnell angeregte und persönliche Gespräche. Wer hätte gedacht, dass sich das Gefühl der Fremdheit innerhalb von Minuten wandeln könnte!

Harald Metsches (55) sitzt mit dem 23-jährigen Studenten Bader aus Jordanien am Tisch. Schnell entdecken sie Gemeinsamkeiten. "Ich finde seinen Studiengang Umwelt und Energie interessant. Ich war früher in der Anti-Atom-Bewegung aktiv und finde es toll, wie enthusiastisch die jungen Leute an das Thema ,nachhaltige Energien' herangehen", sagt Metsches begeistert. "Außerdem war ich bereits mehrmals in Jordanien." Metsches hat bereits positive Erfahrungen als Mentor mit einer Studentin aus Italien gesammelt. "Es tut gut, einen jungen Menschen unterstützen zu können. Oft sind das ganz praktische Dinge. Aber auch für mich war es eine Bereicherung", resümiert der Kamp-Lintforter. Mit Bader hat er nach dem ersten Gespräch ein gutes Gefühl. Und auch dieser bestätigt lachend: "Ja, es passt!"

Wer sich für das Programm interessiert, kann sich unter locals4students@hochschule-rhein-waal.de anmelden.