Kamp-Lintfort Burghofbühne spielt für Jugendliche

Kamp-Lintfort · Zum zweiten Mal luden Burghofbühne, Kulturbüro und Stadtwerke Schüler zu einem Theaterbesuch ein. 250 lernten mit dem Stück "A Clockwork Orange" das Schauspiel als spannende, keineswegs elitäre Kunstform kennen.

 Die Darsteller auf der Bühne der Kamp-Lintforter Stadthalle. Insgesamt 250 Schülerinnen und Schüler durften "A Clockwork Orange" sehen. Für viele war es der erste Theaterbesuch überhaupt.

Die Darsteller auf der Bühne der Kamp-Lintforter Stadthalle. Insgesamt 250 Schülerinnen und Schüler durften "A Clockwork Orange" sehen. Für viele war es der erste Theaterbesuch überhaupt.

Foto: Christoph Reichwein

"Man muss nicht mit Sakko und Krawatte ins Theater kommen." So begrüßte Mirko Schombert, der Intendant der Burghofbühne Dinslaken, gestern 150 Neunt- und Zehntklässler der Hauptschule am Niersenberg. Sie waren in die Stadthalle gekommen, um das Theaterstück "A Clockwork Orange" zu sehen, wie kurz zuvor 100 Acht- und Neuntklässler des Gymnasiums. Gespannt verfolgten sie das Stück von John Burgess Wilson, in dem drei Personen immer wieder die Rollen tauschen, um so das Thema Gewalt aus verschiedenen Perspektive darzustellen. Die Drei tragen schwarze Hosen und Hemden. Da sie außerdem ihre Gesichter gleich weiß und orange schminken lassen, unterscheiden sie sich nur durch Details. Beispielsweise trägt Protagonist Alex einen Zauberstab.

"Viele Schüler haben schon einmal ein Musical gesehen," berichtete Hauptschullehrerin Irmgard Gragert. "Die meisten sind aber noch nie in einem Sprechtheater gewesen." Für viele habe das Schauspiel für eine elitäre Kunstform gestanden, bevor sie das Stück gesehen hätten. "Das Elitäre wurde genommen", sagte die Pädagogin. "Sie sehen, dass sie sich Theater ansehen können." Außerdem ließe sich nach diesem Theaterbesuch besser über das Thema Gewalt sprechen, das im Unterricht schon mehrfach behandelt worden sei.

Das meinte auch Wolfgang Geßner. "Die Schüler wollen über das Thema des Stücks sprechen", sagte der stellvertretende Schulleiter des Gymnasiums. "Das Stück führte zu Verstörung und Verwirrung, was positiv ist. Die Schüler zeigten interessierte Gesichter." Wenn die Schüler über das Stück sprechen wollen, können sie in den nächsten Tagen Dramaturgin Anna Scherer einladen. "Wir bieten solche Gespräche an", sagte sie gestern.

Die Schüler mit dem Theater in Kontakt zu bringen und ihnen die Scheu davor zu nehmen, ist für das Kulturbüro der Stadt auch ein Grund gewesen, Jugendlichen einen kostenlosen Besuch anzubieten. "Theater ist eine wichtige Ergänzung zum Schulunterricht", betonten Bürgermeister Christoph Landscheidt und Kulturdezernent Christoph Müllmann. "Es spielt mit Tabus, bricht sie und ermöglicht damit einen anderen Zugang zu gesellschaftskritischen Themen."

Die Kamp-Lintforter Stadtwerke sponsern den kostenlosen Theaterbesuch, im letzten Jahr zum ersten Mal und in diesem zum zweiten. Zu diesem Projekt für Jugendliche kommt das für Kindergartenkinder. Es wird von der Volksbank Niederrhein gesponsert. Jedes Kind darf einmal ein Theaterstück besuchen.

Christoph Müllmann, gleichzeitig Vorsitzender des Trägervereins Burghofbühne Dinslaken, nahm gestern auch Stellung zum Fortbestand des Landestheaters. "Die Burghofbühne ist das Landestheater mit dem höchsten Einspielergebnis", sagte gestern er mit Blick auf die anderen drei Landestheater. "Wir konnten das unmittelbare Aus der Burghofbühne abwenden." Die langfristige Finanzierung sei aber noch nicht gelöst, nachdem eine Mehrheit im Kreis den Zuschuss für das Theater zurückfahren wolle.

(got)
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