Kamp-Lintfort Diese Bruderschaft ist "hochlöblich"

Kamp-Lintfort · Vor mehr als 350 Jahren taten sich Christen beider Konfessionen zusammen, um den Bürgern in Eyll, Rayen, Vluynbusch und Hochkamer Schutz zu bieten. Die St. Martini-Bruderschaft ist zudem mit der Eyller Schlosskapelle verbunden.

 Vor der Erinnerungstafel (von links): Franz Selders (Leutnant), Ernst Deselaers (König), Wilfried Deselaers (Fähnrich), Birgit Strelau (stellv. Brudermeisterin), Franz-Peter Mölders (Brudermeister).

Vor der Erinnerungstafel (von links): Franz Selders (Leutnant), Ernst Deselaers (König), Wilfried Deselaers (Fähnrich), Birgit Strelau (stellv. Brudermeisterin), Franz-Peter Mölders (Brudermeister).

Foto: siwe

"In brüderlicher Liebe zusammenstehen" - ein Versprechen, das die Sankt Martini-Schützenbruderschaft geprägt hat. "Und das auch heute noch unsere Richtlinien bestimmt", sagt Franz-Peter Mölders, der nunmehr seit 2011 als Brudermeister die Geschicke des Vereins leitet.

1654 gegründet, gehört die Organisation seit fünf Jahren auch zu den Historischen Deutschen Bruderschaften, die in diesem Jahr als Unesco-Kulturerbe anerkannt wurden. Damals, vor mehr als 350 Jahren, vereinigten sich in der Freiherrlichkeit Rayen Christen beider Konfessionen zu einer Schutzgemeinschaft, um den Bürgern in Eyll, Rayen, Vluynbusch und Hochkamer Sicherheit zu gewähren, heißt es in den Annalen. Und ein besonders sorgfältig geführtes Protokollbuch schildert die lange und bewegte Geschichte der "hochlöblichen Bruderschaft" - und das gleich im Doppelpack: in Sütterlin-Schrift und in Deutsch.

Die interessante Lektüre berichtet von der Neugründung im Jahre 1811, erzählt von einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Jahre 1893, bei der die Satzung geändert, die Statuten und die Richtlinien neu bestimmt wurden. Damals wählten die Brüder St. Martinus zu ihrem Schutzpatron. "Daran erinnern wir alle Jahre wieder mit unserem Patronatsfest im November", erläutert Mölders. Der heute 64-Jährige - seit Jugendzeiten in Diensten der Bruderschaft - engagiert sich für die Bewahrung der Tradition und die Pflege des Brauchtums. "Ebenso fördern wir das religiöse Leben in der Gemeinde und unterstützen auf dieser Grundlage die ökumenische Arbeit."

St. Martini versteht sich als kirchliche Bruderschaft - und die Schlosskapelle in Eyll, die der Mariä Himmelfahrt gewidmet wurde, ist ihr Mittelpunkt. Im vergangenen Jahr feierte die rund 100 Mitglieder zählende Bruderschaft zusammen mit der gesamten Gemeinde und einem beeindruckenden Festprogramm die Namensgebung vor 525 Jahren.

Die Schlosskapelle in Eyll gilt als ein Juwel unter den Baudenkmälern der Region. Idyllisch am Fuße des Eyller Berges gelegen, gehört sie zu den den historisch bedeutsamen Baudenkmälern der Stadt Kamp-Lintfort. Einst war sie Teil des stolzen Herrensitzes "Haus Eyll" und diente Rittern sowie reichen Adelsgeschlechtern über Jahrhunderte hinweg nicht nur als Gotteshaus, sondern auch als Begräbnisstätte. "Tilman von Eyll ließ sie in der Mitte des 13. Jahrhunderts für seine Hausleute und Lehnsträger - sowie als Ruhestätte für seine Familienangehörigen erbauen", heißt es in einer alten Chronik.

Anno 1835 zur Eyller Pfarrkirche erweitert, in den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts dann unter Berücksichtigung der alten Stilelemente renoviert und geringfügig umgebaut, hat das sakrale Bauwerk seine jahrhundertealte Gestalt bewahrt. Die in den 1980er Jahren durchgeführte Innengestaltung und seine künstlerisch Ausschmückung aber machen es zu einer Kostbarkeit.

Es war der damalige Pfarrer Heinrich Zimmermann, der die Sanierungsmaßnahmen in Angriff nahm, sie forcierte und zu seinem Anliegen machte. Denn für ihn galt es, ein Kunstwerk zu erhalten.

(RP)
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