Kamp-Lintfort Dieser Imker schwärmt für Bienen

Kamp-Lintfort · Bereits seit Mai summt es in der Luft: Bienenvölker sind auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Imker Sigmund Wischnewsky freut sich über die Bienenschwärme, denn er hat derzeit eine Menge zu tun.

 Imker Sigmund Wischnewsky mit einem seiner Völker - derzeit suchen Bienen neue Behausungen.

Imker Sigmund Wischnewsky mit einem seiner Völker - derzeit suchen Bienen neue Behausungen.

Foto: Klaus Dieker

Der Unfall eines Jugendlichen in der vergangenen Woche ist unvergessen. Wie berichtet, war der 14-Jährige auf dem Rad in einen Bienenschwarm geraten. Er verlor die Kontrolle über sein Rad, fiel auf die Straße und verletzte sich - zum Glück nur leicht.

Das Frühjahr ist Hauptschwärmzeit für Bienen. Bei Temperaturen ab etwa 25 Grad beginnen die Bienenvölker, sich einen neuen Unterschlupf zu suchen. Die Hälfte eines Bienenschwarms, der aus bis zu 100 000 Bienen bestehen kann, schwärmt aus und sammelt sich in Nähe des alten Standorts. Von dort aus suchen die sogenannten Spürbienen nach einem neuen Nest, das sich bestenfalls in einer Entfernung von etwa zwei Kilometern befindet. Dabei handelt es sich oft um hohle Bäume oder um Hauswände.

Während manche Haus- oder Gartenbesitzer sich über die Bienenvölker ärgern, freut sich Sigmund Wischnewsky. Der 49-Jährige ist seit 35 Jahren Imker. Das Wissen und Können, dass er dazu benötigt, hat er sich selbst angeeignet. Der gebürtige Neukirchen- Vluyner wohnt nun seit einigen Jahren in Kamp-Lintfort. Mittlerweile besitzt er 30 Bienenvölker in seiner Imkerei in Vluynbusch und etwa 50 Bienenvölker im Kleingartenverein Sonnenblume in Kamp-Lintfort.

Lässt sich ein Bienenschwarm irgendwo nieder, so rät Wischnewsky dazu, Kinder fernzuhalten und die Bienen vorerst ruhen zu lassen. Von kostenpflichtigen Auflösungen der Nester, wie durch die Feuerwehr oder einen Kammerjäger, rät er ab: "Bestenfalls sollte man einen Imker rufen, der das Bienenvolk kostenlos abholt." Eine Auflösung der Nester würde lediglich zum Bienensterben beitragen. "Man sollte jedes einzelne Bienenvolk schützen, denn Bienen leisten einen wichtigen Beitrag zu unserem Überleben", erklärt der Imker. "Bienen und andere Bestäuber sind für rund ein Drittel unserer Nahrung zuständig. Wir könnten ohne sie nicht lange überleben."

Im Jahr 2014 sind rund zehn bis 20 Prozent aller Bienen gestorben, was für Wischnewsky einen alarmierenden Wert darstellt. Er selbst hat 2008 und 2009 rund 80 Bienenvölker verloren. Für das Bienensterben gibt es zahlreiche Gründe. Dazu zählen chemische Produkte auf Feldern, die die Bienen nicht vertragen, die Hungersnot, die durch die Monokultur zustande kommt und das schwache Immunsystem der Bienen. Sie seien sehr anfällig für Krankheiten.

"Das größte Problem der Bienen und dadurch auch der Imker, ist die asiatische Milbe. Sie befällt die Bienenbrut und sorgt dafür, dass diese mit verkrüppelten Flügeln schlüpft", bedauert der Imker. "Leider schlagen Medikamente nicht mehr an, da sich die Milbe weiterentwickelt und weltweit für das Sterben von Bienenvölkern sorgt." Um dem entgegenzuwirken, nutzt Wischnewsky ein kleineres Zellenmaß. Dieses ist robuster und mindert die Chancen des Parasiten, die Bienen zu befallen. Ähnlich machen es die Wildbienen: Bienen, die ohne Imker leben, bilden von Natur aus ein kleineres Zellenmaß und überstehen daher Krankheiten und den Milbenbefall.

Auch die Bienenzucht gestaltet Wischnesky anders: "Ich züchte spezielle Bienenrassen, indem ich sanftmütige Drohnen kreuze. Daher sind - besonders hier im Kleingartenverein - die Kinder und auch Erwachsenen, zum Beispiel mit Allergien, nicht gefährdet."

Wischnewsky verfügt über viel Erfahrung, was die Bienenzucht betrifft. Doch auch mit Wespen, Hornissen oder Ameisen kennt er sich aus. "Ich informiere und berichte auch auf sozialen Netzwerken, wie Facebook oder YouTube, über diese Tiere und meine Erlebnisse",

(faa)
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