Kamp-Lintfort Ein Blick hinter die Festival-Kulissen

Kamp-Lintfort · Das Kammermusikfest Kloster Kamp startet am 10. August. Die Konzerte sind bereits weitgehend ausverkauft. Doch bei den offenen Proben sind Zuhörer gerne willkommen. Drei Musikfreunde erzählen, warum sie jedes Jahr dabei sind.

Die offenen Proben im Rokokosaal des Klosters und gegenüber in der Alten Schmiede sind längst das Markenzeichen des Kammermusikfests. Von überall her reisen die Musikfreunde im Sommer an, um mitzuerleben, wie sich renommierte Künstler einen Brahms, Schumann und Dvorak von Takt zu Takt, Note zu Note erarbeiten. Ab dem 10. August lassen sich die Musiker wieder auf dem Kamper Berg von der ersten Probe an in die Karten gucken und gewähren interessierten Zuhörern einen Blick hinter die Kulissen des Kammermusikfestivals. Und Margaretha Zander aus Kamp-Lintfort, die den Sommer eigentlich auf dem Hof ihres Sohnes in Mecklenburg-Vorpommern verbringt, wird auf jeden Fall wieder im Publikum sitzen und miterleben, wie hochkonzentriert die Musiker die Stücke einstudieren. "Ich habe mich genau deshalb vor einigen Jahren in das Kammermusikfest verliebt und richte meine Terminplanung danach aus", erzählt sie und fügt hinzu: "Wenn mein Mann und mein Sohn mit dem Trecker auf dem Feld sind, sitze ich im Konzert."

Margaretha Zander, die als Kind selbst Klavier spielte und heute Mitglied im Förderverein Grancino ist, ist ganz begeistert von der Atmosphäre der offenen Proben im Rahmen des Musikfests, das in diesem Jahr zum 11. Mal stattfindet. "Sie ist einfach außergewöhnlich. Man taucht in eine ganz andere Welt ein. Es ist schon etwas Besonderes zu sehen, wie die Musiker, die verschiedenen Nationalitäten angehören, sich miteinander verständigen." Wenn mittwochs die Konzerte beginnen, ist die Kamp-Lintforterin bei allen dabei. "Man möchte doch wissen, ob das alles so hinhaut, was die Musiker sich überlegt haben."

Das Konzept, das Alexander Hülshoff, Professor an der Folkwanghochschule, und seine Ehefrau Katharina Apel für das Kammermusikfest vor mehr als zehn Jahren erarbeitet haben, ist aufgegangen. Ziel war es nicht nur, dass die Zuhörer die Probenarbeit der internationalen Musiker auf dem Kamper Berg vom ersten gemeinsamen Musizieren an miterleben. Beide wollten jedermann den Zugang zur klassischen Musik ermöglichen und Schwellenängste abbauen. Die öffentlichen Proben haben inzwischen ein festes Stammpublikum.

Elke Kaleschke gehört dazu. "Diese Art, Musik zu erfahren, ist für mich das Besondere am Kammermusikfest", erzählt sie. Obwohl "Festivalerfahren" kenne sie keine andere Musikveranstaltung in der Region, in der Zuhörer so intensiv miterleben können, wie die Künstler zueinander finden. "Und zwar demokratisch und harmonisch", betont Elke Kaleschke. "Die Musiker bringen ihren Becher Kaffee zur Probe mit, es geht leger zu", erzählt sie, warum sie seit dem zweiten Jahr des Kammermusikfestivals dabei ist. Spannend findet sie, die Gesichter der Musiker zu beobachten. "Alles spiegelt sich in der Gestik wider - jeder Einwand, jeder Vorschlag. Es ist wie bei einem Kuchen, der ja auch die unterschiedlichen Zutaten braucht. Und die Zuhörer erleben, wie das Stück wächst. Wer die offenen Proben besucht, der hat allen Konzertbesucher etwas voraus."

Anne Küppers-Seiltgen aus Moers mischt sich ebenfalls gerne unter die Zuhörer: "Wir mögen es, an ungewöhnlichen und eher experimentellen Orten Musik zu hören", sagt die Moerserin, die selbst Querflöte und Cello spielt. "In den Proben kann man sich sehr viel abgucken. Man erlebt, wie ein Musikstück langsam ein Ganzes wird. Und man lernt die Musiker, die ihre Kinder und Ehepartner mitbringen, von einer anderen Seite kennen. Es ist eine familiäre Atmosphäre."

(RP)
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