Hoerstgen in Kamp-Lintfort Ein Dorf hat Angst vor rechten Übergriffen

Kamp-Lintfort · Hoerstgen ist ein ländlich gelegener Stadtteil Kamp-Lintforts. Seit einiger Zeit herrscht im Dorf jedoch Beunruhigung. Die Bewohner fürchten, dass die Ortschaft zum Treffpunkt Rechtsextremer wird.

 Vor der Landtagswahl hatten Unbekannte Aufkleber mit rechten Inhalten an Verkehrsschildern und Laternenpfahlen angebracht.

Vor der Landtagswahl hatten Unbekannte Aufkleber mit rechten Inhalten an Verkehrsschildern und Laternenpfahlen angebracht.

Foto: Dieker, Klaus

Es sollte ein Treffen in kleiner Runde werden. "Es waren 20 Personen eingeladen", berichtet der Pfarrer. Dass Bürgermeister Landscheidt nach Hoerstgen kommen würde, sprach sich aber wie ein Lauffeuer im Dorf herum. "Am Ende saßen 90 Menschen im evangelischen Gemeindehaus, die alle so ein Gespräch nötig hatten", sagt Maser. Sie hätten von Ruhestörungen und Pöbeleien, aber auch Drohungen berichtet. Die Gespräche mit den Hoerstgenern fanden nicht-öffentlich statt. "Und das war auch gut so, sonst hätten sich viele nicht getraut, sich zu äußern. Es ging um Vorfälle, die sich in den vergangenen Wochen zugetragen haben, und um Befürchtungen für die Zukunft", berichtet der Pfarrer. Zur Landtagswahl hatten Unbekannte Aufkleber mit rechten Parolen auf Schildern und Laternenmasten an der Straße zwischen Kamperbrück und Hoerstgen angebracht.

Die Anwohner hätten eine größere Polizeipräsenz im Dorf gefordert, berichten Teilnehmer. Die Pressestelle der Polizei im Kreis Wesel wollte sich am Dienstag nicht äußern, da es sich um eine private Veranstaltung gehandelt habe. "Es hat aber zur Beruhigung vieler beigetragen, zu erfahren, dass die Polizei vor Ort sei, auch wenn man keine uniformierten Beamten sieht", sagt Pfarrer Maser. Der Bürgermeister habe jedoch Erwartungen dämpfen müssen, dass die Stadt Spielraum habe, die Situation zu entschärfen. "Der Bürgermeister hob hervor, dass wir uns im Rechtsstaat zwischen den Grenzen von strafbar und nicht-strafbar bewegen. Und eine Gesinnung ist nicht strafbar", so Maser. Die Hoerstgener wollen trotzdem Flagge zeigen. "Wir werden unser Dorf als offen, vielfältig und friedlich behaupten." Auch soll das Gespräch gesucht werden.

(RP)
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