Interview: Serie Die Gesundmacher Es war wie ein Schlag in den Rücken

Moers · Diagnose: Bandscheibenvorfall. Die Orthopädische Klinik II am St.-Bernhard-Hospital hat sich auf die konservative, nicht-chirurgische Behandlung dieser Erkrankungen spezialisiert. Die Klinik ist als Schmerzzentrum spezialisiert.

 Dr. Florian Danckwerth, Chefarzt der Orthopädischen Klinik II am St.-Bernhard-Hospital, zeigt seiner Patientin Gabriele Wienkoop die Röntgenbilder. Die Kinder- und Jugendärztin hatte schwer gehoben, so kam es zum Bandscheibenvorfall.

Dr. Florian Danckwerth, Chefarzt der Orthopädischen Klinik II am St.-Bernhard-Hospital, zeigt seiner Patientin Gabriele Wienkoop die Röntgenbilder. Die Kinder- und Jugendärztin hatte schwer gehoben, so kam es zum Bandscheibenvorfall.

Foto: Klaus Dieker

Gabriele Wienkoop erinnert sich noch sehr gut an den Schmerz: "Es war wie ein Schlag in den Rücken." Ein paar Tage zuvor hatte sie etwas Schweres gehoben, seither schmerzte es heftig. Wenn sie lag, tat das rechte Bein weh. Bald war es so schlimm, dass sie weder laufen noch stehen konnte. "Ich musste starke Medikamente einnehmen", sagt die Kinder- und Jugendärztin aus Dinslaken. Sie ging zum Arzt. Ein MRT der Wirbelsäule brachte die Ursache an Tageslicht: Bandscheibenvorfall. Ein Teil der Bandscheibe im unteren Bereich drückte auf den Ischiasnerv.

Mit den Röntgenaufnahmen, die bei einem Radiologen gemacht worden waren, kam Gabriele Wienkoop in die Orthopädische Klinik II am St.-Bernhard-Hospital. Die Klinik ist Zentrum für Konservative Orthopädie und Muskuloskelettale Medizin. Chefarzt Dr. Florian Danckwerth und sein Team haben sich auf das Gebiet der nicht-operativen Behandlung von Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates spezialisiert. "Ich habe von der Klinik durch einen Labor-Fahrer in Hünxe erfahren, der nur ein paar Wochen vorher ebenfalls einen Bandscheibenvorfall hatte", erzählt Gabriele Wienkoop.

Das St.-Bernhard-Hospital gehört zu den wenigen Krankenhäusern in der weiteren Region, an denen zwei orthopädische Abteilungen angesiedelt sind: eine chirurgische sowie eine konservativ-medizinische Orthopädie: "Das ist noch nicht überall üblich", sagt Dr. Florian Danckwerth, der die Klinik 1998 in Kamp-Lintfort aufgebaut hatte: "Damals gab es hier eine sehr gut laufende orthopädische Klinik mit chirurgischem Schwerpunkt. Es fehlten jedoch Konzepte für die Behandlung von Patienten mit einem speziellen schmerz-therapeutischen Angebot. Die konservative Orthopädie erlebte zu dieser Zeit eine Renaissance." Heute behandelt die Klinik rund 1500 Patienten im Jahr stationär.

Auch Gabriele Wienkoop entschied sich für die konservative Behandlung mit speziellen Lagerungs- und Mobilisationstechniken, um die Wirbelsäule aus der schmerzbedingten Krümmung zu holen, mit Massagen, Krankengymnastik sowie gezielten Injektionen um die betroffene Nervenwurzel herum. "Die Belastungsfähigkeit wird noch eine Zeit lang eingeschränkt bleiben. Es wird dauern, bis sie wieder das Radfahren und Tanzen in Angriff nehmen kann", betont der Klinikchefarzt. "Bandscheibenvorfälle können sogar bei Kindern und Jugendlichen entstehen", sagt der Mediziner aus Kamp-Lintfort. Das sei aber eher selten. "Unser jüngster Patient war 17 Jahre alt." Meistens treten diese Fälle im Alter zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr auf.

"Der Wassergehalt der Bandscheibe lässt nach, sie verändert sich und schrumpft", erklärt Dr. Danckwerth. Nur etwa 15 Prozent der Patienten mit einem Bandscheibenvorfall müssten operiert werden. Alle anderen können konservativ behandelt werden. Die Notwendigkeit zur Operation an der Wirbelsäule ist streng zu stellen. Sie ist angezeigt bei akuten Lähmungen wichtiger Muskeln sowie auftretender Harn- oder Stuhlinkontinenz.

Eine Indikation für die Operation kann auch vorliegen, wenn sich die Beschwerden trotz intensiver konservativer Behandlung nicht bessern. Neben der Behandlung von Bandscheibenvorfällen zählen auch Wirbelkanaleinengungen und osteoporotische Brüche an der Wirbelsäule zu den Schwerpunkten der Orthopädischen Klinik II am St.-Bernhard-Hospital. Sie ist Anlaufstelle für chronische Schmerzpatienten und als Schmerzzentrum mehrfach zertifiziert. Die Diagnostik hat einen hohen Stellenwert. "Es ist immer abzuklären, was sich hinter dem Symptom Schmerz verbirgt", betont der Experte. "Unsere radiologische Abteilung arbeitet mit Schichtbildgebung wie MRT und CT, damit wir ins Innere der Wirbelsäule schauen können." Dr. Florian Danckwerth legt großen Wert auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den anderen Kliniken am Kamp-Lintforter St.-Bernhard-Hospital. "Nicht immer haben Schmerzen im Rücken orthopädische Gründe."

Zum Team von Chefarzt Florian Danckwerth gehören zwei Oberärzte und sechs Assistenzärzte, Arzthelferinnen, Therapeuten und Pflegekräfte. Auch ein Psychologe ist fest ins Team der Orthopädischen Klinik II integriert. www.st-bernhard-hospital.de

(RP)
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