Kamp-Lintfort Europaschüler arbeiten mit Handy im Unterricht

Kamp-Lintfort · Stadt investiert 600.000 Euro in die digitale Ausstattung ihrer drei weiterführenden Schulen. Die Europaschule an der Sudermannstraße wurde als erste vernetzt. Medienerziehung wird hier groß geschrieben.

 Smartphone und Laptop als Werkzeug im Unterricht: Abteilungsleiterin Simone Floss unterstützt die Schüler beim Umgang mit den Medien.

Smartphone und Laptop als Werkzeug im Unterricht: Abteilungsleiterin Simone Floss unterstützt die Schüler beim Umgang mit den Medien.

Foto: K. Dieker

Auf den Tischen der der Klasse 8a liegen Bücher, Schulhefte, Mäppchen und Smartphones für den Unterricht bereit: Die Europaschule in Kamp-Lintfort hat sich auf den Weg gemacht, Medienschule zu werden. Unterstützt wird sie dabei von der Stadt Kamp-Lintfort als Schulträgerin, die 600.000 Euro in die digitale Ausstattung ihrer drei weiterführenden Schulen investiert. Dazu gehören die Unesco-Gesamtschule und das Georg-Forster-Gymnasium. Das Projekt basiert auf einem Medienentwicklungsplan, den der Schulausschuss 2014 initiiert hatte. Die Umsetzung begann an der Europaschule an der Sudermannstraße mit dem Ausbau eines W-Lan-Netzes im gesamten Gebäude. Alle 20 Klassen der Sekundarschule erhielten zudem jeweils einen Medienwagen mit drei Laptops, die die Schüler nutzen können.

Während an anderen Schulen in der Region das Handy im Unterricht vielfach noch ein Tabu ist, hat die Schule die Medienerziehung bewusst in den Schulplan aufgenommen und pädagogische Konzepte entwickelt, wie die Schüler mit Medien als Werkzeuge selbstgesteuert lernen können. "Wir haben unter anderem das Konzept ,Bring your own device' eingeführt. Die Schüler können und sollen ihre eigenen mobilen Geräte nutzen. Damit verzahnt sich unsere Schule deutlich stärker mit der Lebenswirklichkeit der Kinder", erläutert Schulleiterin Barbara Mennekes die Idee. "Sie waren in der Mediennutzung ja quasi ihrer Schule schon voraus", sagt Simone Floss, Abteilungsleiterin an der Europaschule. Das Internet zum Lernen zu nutzen, kommt bei den Europaschülern gut an. "Es hilft zum Beispiel gut, den Stoff zu wiederholen", sagt Schülerin Susanne gestern im Segel-Unterricht.

"Segel" steht für selbstgesteuertes Lernen. Die Mädchen und Jungen der achten Klasse üben Mathematik, Deutsch und Englisch für sich. Susanne hat zur Aufgabe bekommen, die Fläche von Quadraten und anderen Formen auszurechnen. In der von ihren Lehrern zusammengestellten Mappe findet sie nicht nur theoretische Erläuterungen sowie Übungen, sondern auch einen QR-Code, der sie zu weiteren Übungen im Internet führt. "Ich scanne ihn mit dem Handy ein", erklärt die Schülerin und demonstriert die Vorgehensweise. Ein paar Schultische weiter sitzen zwei Mädchen zusammen vor einem Laptop. Beide tragen Kopfhörer. "Wir lernen englisch", erzählen die Schülerinnen.

Die Europaschule ist mit der Software Logineo ausgestattet. Es handelt sich um eine datenschutzkonforme und geschützte Arbeitsplattform zur schulischen Kommunikation, Organisation und Dokumentenverwaltung, die das Land NRW entwickeln ließ. "Mit Logineo soll im Internet ein geschützter Vertrauensraum geschaffen werden, um das Lernen und Leben mit digitalen Medien zu erfahren", erläuterte gestern Matthias Willicks vom Kommunalen Rechenzentrum (KRZN) in Kamp-Lintfort, das Kooperationspartner der Stadt bei der Umsetzung ihres Medienentwicklungsplans ist. "Wir arbeiten inzwischen mit 150 Schulen in der Region zusammen", betonte Willicks.

An der Europaschule arbeiten nicht nur die Lehrer, sondern auch alle Schüler mit Logineo. "So haben die Kinder über die Schule einen sicheren Zugang ins Internet", erläutert Barbara Mennekes. Die Europaschule ist dem Netzwerk "Kalistra" angeschlossen, das mit einer Sekundarschule in Wachtendonk und der Uni Duisburg kooperiert. "Wir bilden unsere Schüler außerdem zu Medienscouts aus, die ihren Mitschülern helfen können", erzählt Barbara Mennekes. Auch die Eltern sollen als Medienscouts ins Boot geholt werden. Die Schulpflegschaft soll heute informiert werden. Außerdem sind Lehrerfortbildungen geplant. Es ist aber nicht so, dass an der Europaschule das Handy jetzt überall erlaubt ist. "Es gibt natürlich Regeln", sagt die Schulleiterin. Es darf zum Beispiel nicht auf dem Schulhof genutzt werden. "Dort sollen die Kinder spielen und toben."

(RP)
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