Kamp-Lintfort Eyller Berg: Zahlen zur Größe unter Verschluss

Kamp-Lintfort · Lange haben die Gegner auf neue Messdaten zur Deponie gewartet. Nun liegen diese vor, werden aber nicht veröffentlicht.

 Der Eyller Berg bleibt umstritten. Die Gegner halten es für möglich, dass die Deponie größer ist als erlaubt.

Der Eyller Berg bleibt umstritten. Die Gegner halten es für möglich, dass die Deponie größer ist als erlaubt.

Foto: klaus dieker (archiv)

Lange hat die Interessengemeinschaft "Endlager Mensch" auf die Ergebnisse der Größenmessung des Eyller Bergs gewartet. Nun liegen die Zahlen vor - aber die Gegner der Deponie kommen an sie nicht heran. "Wir sind stinksauer", sagte gestern Lutz Malonek, Sprecher der Initiative, nach einem Besuch in Düsseldorf. Er und seine Mitstreiter gehen davon aus, dass die Deponie inzwischen größer sein könnte als erlaubt.

Im Juli hatte das Oberverwaltungsgericht Münster entschieden, dass die Deponie in den Grenzen des Höhenplans aus dem Jahr 1969 bleiben müsse. Daraufhin sei eine Messung anberaumt worden. "Die Bezirksregierung hat einen Vermessungstechniker beauftragt", berichtete Malonek. Die Interessengemeinschaft ist davon ausgegangen, dass sie auf die Daten zurückgreifen kann. "Nie ist der Eindruck entstanden, dass es anders sein könnte." Noch im August habe NRW-Umweltminister Johannes Remmel im Umweltausschuss des Landtages angekündigt, dass die Messdaten Ende des Monats vorliegen sollten. Für Ende September habe Remmel in Aussicht gestellt, die Daten der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. "Das haben nicht nur wir so verstanden, sondern auch die Mitglieder des Umweltausschusses und der Landtagsabgeordnete Rene Schneider, der bei der Sitzung war."

Nach langen Monaten des Wartens bekam Malonek Anfang Dezember dann einen Brief vom Umweltministerium, in dem ihm dargelegt wurde, warum die Messdaten nun doch nicht veröffentlicht werden: Sie spielten eine Rolle in einem schwebenden Verfahren am Oberverwaltungsgericht (OVG). Dabei geht es darum, wie dick die Rekultivierungsschicht (Deckschicht) der Deponie sein muss.

"Um eine Aussage machen zu können, ob die Deponie noch ein Restvolumen hat oder schon zu viel abgelagert wurde, muss die Mächtigkeit der Oberflächenabdeckung und Rekultivierungsschicht geklärt sein, was bislang nicht der Fall ist. Diese Frage ist noch vom OVG zu entscheiden", heißt in dem Schreiben des Ministeriums.

"Ob der Berg jetzt zu voll, zu hoch und zu breit ist, das interessiert die Bürger brennend", sagte gestern ein verärgerter Lutz Malonek. Die Zahlen könnten wichtig sein für die Frage, ob die Deponie geschlossen oder möglicherweise sogar zum Teil wieder abgetragen werden muss. Beim Landtagsabgeordneten Rene Schneider haben die Deponiegegner in dieser Angelegenheit bereits Unterstützung gefunden. Schneider hat sich schriftlich an Umweltminister Remmel gewandt und die Veröffentlichung der Messdaten angemahnt.

Denn die Frage nach eventuellen Giftstoffen auf der Deponie Eyller Berg hält die Interessengemeinschaft weiterhin auf Trab. Sie will die Zusammenarbeit mit Peter Behnisch, Direktor der BioDetenctionSystems Amsterdam, intensivieren. Der Chemiker hatte im November in Kamp-Lintfort die vergleichsweise preisgünstige Calux-Methode vorgestellt, mit der Giftstoffe entdeckt werden können. Die Initiative denkt über ein "Screening" des Eyller Bergs mit dieser Messmethode nach. "Wir wollen das notfalls selbst finanzieren", erläutert Malonek. Einige Tausend Euro würden dann fällig.

Die Initiative hofft allerdings, dass sich das Umweltministerium an der Finanzierung dieser Maßnahme beteiligt. Erste Gespräche über das Screening mit Vertretern des Umweltministeriums sowie des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz werden im Januar stattfinden.

(RP)
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