Kamp-Lintfort Festival rund um Moral und Manieren

Kamp-Lintfort · Die Hochschule Rhein-Waal geht an ihrem Ethik-Tag der Frage nach, in welcher Gesellschaft wir leben wollen. In einem Workshop geht es um das Thema Flüchtlinge. Ein äthiopischer Prinz spricht über Manieren im 21. Jahrhundert.

Asfa-Wossen Asserate ist das, was man eine schillernde Persönlichkeit nennt. Er ist äthiopischer Prinz, Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie, promovierter Jurist, Volkswirt und Historiker. Er ist Unternehmensberater, vollendeter Gentleman und nicht zuletzt ein charmanter und witziger Plauderer. Und er ist Autor eines Benimm-Buches, das reißenden Absatz gefunden hat. Toleranz und Respekt gegenüber anderen sind wichtiger als das formelhafte Anwenden von Benimm-Regeln, lautet die Botschaft des Prinzen, der am Mittwoch, 7. Oktober, in Kamp-Lintfort zu erleben ist. Im Rahmen des Ethik-Tages "Festival of the Good Life" spricht er an der Hochschule Rhein-Waal über "Manieren des 21. Jahrhunderts". In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Mit dieser Frage setzen sich am 7. Oktober zahlreiche Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft auseinander. Die Organisatoren um Prof. Dr. Klaus Hegemann hoffen, auch mit interessierten Bürgern ins Gespräch zu kommen.

Der Ethik-Tag findet zum ersten Mal in Kamp-Lintfort statt. Der Vormittag wird bestimmt vom Thema "Ethik und Finanzen". Im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums ab 8.15 Uhr analysieren Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft die Entwicklungen der Finanzmärkte unter Berücksichtigung ethischer Fragestellungen. "Wir wollen darüber diskutieren, was wir aus der Finanzkrise gelernt haben", erklärt Hegmann, Professor für Betriebswirtschaftslehre. Zudem werden neue Impulse durch das sogenannte Islamic Banking - ein Finanzsystem, in dem Zinsen nicht erwünscht sind - zur Sprache kommen.

Nachmittags werden im Rahmen des "Ethik-Festivals" Workshops dazu einladen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Hochschulmitarbeiterin Birgit Mosler betont: "Viele der Festival-Ideen wurden von unseren Studierenden entwickelt und organisiert." Klaus Hegemann ist stolz darauf, zahlreiche angesehene Experten für Symposium und Workshops an der Hochschule begrüßen zu dürfen. So den Rechtswissenschaftler Friedrich Graf von Westphalen ("Das Menschenbild im Recht") und das ehemalige Mitglied des deutschen Ethikrats, Klaus Willimczik ("Ethische Forderungen an die Wissenschaft").

Über so viel wissenschaftliche Prominenz freut sich auch Bürgermeister Christoph Landscheidt: "Viele Dinge, die an dem Tag behandelt werden, sind sehr diskussionswürdig und im Nachgang auch für unser eigenes Handeln durchaus aufarbeitungswert." Daher hoffen die Veranstalter, dass sich auch möglichst viele interessierte Bürger in die Diskussionen einklinken und an den Workshops teilnehmen. "Das ist kostenlos möglich. Zudem wird auch das Thema Flüchtlinge eine Rolle spielen", berichtet der Hochschulprofessor. Sozialamtsmitarbeiter Bernd Kopitzki wird bei einem Workshop einen Einblick in die Situation der Kamp-Lintforter Flüchtlinge geben. Außerdem werden studentische Projekte und die eingereichten Beiträge eines Schülerwettbewerbs zum Thema "Das Gute Leben" ausgestellt.

Ab 18 Uhr wird die Band "Out of Control"- nach einem ebenfalls hochkarätig besetzten Poetry-Slam - den Ethik-Tag der Hochschule beschließen.

(RP)
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