Kamp-Lintfort Firmen werben für die Berufsausbildung

Kamp-Lintfort · 15 Unternehmen aus der Region haben sich zum Netzwerk "Ausbildung und Beschäftigung" zusammengeschlossen. Am 31. Oktober präsentieren sie an der Hochschule Rhein-Waal die Berufsorientierungsmesse "connect me".

Der Anteil junger Menschen an der Gesellschaft sinkt. Für Firmen wird es immer schwieriger, Nachwuchs zu finden. Mangelnden Qualifikationen von Bewerbern können die Betriebe selbst entgegenwirken. "Wir begleiten Azubis über internen Unterricht", sagt zum Beispiel Lineg-Pressesprecherin Elke Wimmer. Doch wie begegnet man der schwindenden Zahl der Kandidaten? "In diesem Jahr hatten wir 30 Bewerbungen, vor drei Jahren waren es noch 120", schildert Heike Marschmann, Personalchefin bei der Moerser Marschmann-Gruppe das Problem. Der Maler-Betrieb ist ebenso wie die Lineg Mitglied eines Netzwerks von insgesamt 15 Unternehmen, Institutionen und Organisationen in den Wir4-Städten (Moers, Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn und Rheinberg), die sich der Herausforderung gemeinsam stellen. Der Name des Zusammenschlusses ist Programm: "Ausbildung und Beschäftigung."

Im Frühjahr hat sich das Netzwerk gebildet, ein erstes gemeinsames Projekt findet Ende Oktober statt: Die Messe "connect me", bei der sich an der Hochschule Rhein-Waal in Kamp-Lintfort neben den Netzwerkpartnern zahlreiche weitere Unternehmen aus der Region - insgesamt 40 - präsentieren. Eine große Kontakt- und Informationsbörse, die sich sowohl an Schüler als auch an Studenten richtet. Es geht um Praktikums- und Lehrplätze, aber auch allgemein um Berufsbilder. Und es geht darum, die Augen für Berufe zu öffnen, die eher unbekannt sind oder zu Unrecht ein schlechtes Image haben. "Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft, das klingt für junge Leute nicht gerade sexy", führt Cornelia Bothen, beim Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof für Öffentlichkeitsarbeit zuständig, zur Illustration an. Das Interesse sei entsprechend gering, dabei biete die Ausbildung gute Perspektiven. "Wir versuchen, unsere Auszubildenden zu übenehmen", sagt Bothen. "Wenn wir sie selbst ausgebildet haben, können wir sie auch sehr gut einsetzen."

Die Netzwerk-Firmen teilen die Idee, dass sie gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels mehr, und nicht weniger, ausbilden müssen. "Firmen, die glauben, dass sie Fachkräfte künftig vom Markt kriegen, wenn sie diese brauchen, unterliegen einem Trugschluss", bestätigt Hans-Peter Kaiser, Vorstand der Wir4-Wirtschaftsförderung. Sie kooperiert ebenso mit dem Netzwerk wie die Hochschule Rhein-Waal, deren eigene Praktikumsmesse diesmal in der "connect me"-Veranstaltung aufgeht. Der Kontakt zur Hochschule ist besonders für Unternehmen wie das Dr. Berns Laboratorium in Neukirchen-Vluyn wichtig.

Die Spezialisten für die Untersuchung von Lebensmitteln und Trinkwasser sind stets interessiert an Hochschul-Praktikanten und beschäftigen derzeit drei Mitarbeiter, die berufsbegleitend studieren. Eine vorgeschaltete Berufslehre biete für Akademiker auch einen hervorragenden Einstieg in die Karriere, unterstreicht die stellvertretende Geschäftsführerin Gisela Berns. "Wenn wir hoch qualifizierte Leute suchen, sind uns die am liebsten, die zunächst eine Ausbildung absolviert haben. Solche Leute bringen einen ganz anderen Praxisbezug mit."

(RP)
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