Kamp-Lintfort Ganztag: Schule will der Caritas kündigen
Kamp-Lintfort · Der Caritasverband betreut an der Grundschule am Pappelsee, Teilstandort Josefschule, 75 Kinder im offenen Ganztag. Wird die Kündigung wirksam, sieht sich die Caritas zu betriebsbedingten Entlassungen gezwungen.
Die Entscheidung der Schulleitung kam für die Caritas überraschend: Zum Ende des laufenden Schuljahres soll die Zusammenarbeit mit dem Caritasverband im offenen Ganztag an der Josefschule beendet werden. "Konkrete Gründe für die Kündigung kann uns die Schulleitung nicht nennen", betonte Henric Peeters, Geschäftsführung der Caritas Moers-Xanten, in einer Pressemitteilung. "Ganz im Gegenteil." Auf Nachfrage habe die Schule mitgeteilt, man sei mit der Arbeit der Caritas-Mitarbeiter überaus zufrieden. Seit 2006 ist der Verband im offenen Ganztag der katholischen Grundschule tätig. Aktuell betreuen acht überwiegend sozialversicherungspflichtig beschäftigte Mitarbeiter 75 Kinder. Peeters bewertet die Entscheidung der Schulleitung als willkürlich.
"Sollte die Kündigung wirksam werden, so wäre die Caritas zu betriebsbedingten Kündigungen gezwungen. Dies wäre dann auch an anderen Standorten möglich", sagte Fachbereichsleiterin Marion Bente. Da die Einrichtung nicht nur in Kamp-Lintfort, sondern auch in Moers, Rheinberg, Alpen und Xanten tätig sei, müsse eine Sozialauswahl erfolgen.
Seit August bilden Josef- und Overbergschule einen Grundschulverbund. Grund ist der landesweite Geburtenrückgang. Die Josefschule als einzige Bekenntnisschule in der Stadt hätte zum Schuljahr 2013/14 nur noch eine Klasse im Einschulungsjahrgang bilden können. Die neue Verbundschule hat seit diesem Schuljahr einen gemeinsamen Namen und heißt jetzt Grundschule am Pappelsee. Wie Schuldezernent Christoph Müllmann gestern auf RP-Anfrage erklärte, ist der Grundschulverbund auch Anlass für die von der Schulleitung geplante Kündigung des Caritasverbandes und den Wechsel des Trägers. "Da die Schulen jetzt zusammen gehören, will man im offenen Ganztag nur noch mit einem Träger arbeiten." Dies soll der Förderverein der bisherigen Overbergschule sein. Die Stadt als Schulträger schließe zwar als Rechtsvertreter die Verträge ab. "Entscheidungen werden jedoch im Einvernehmen mit den jeweiligen Schulen getroffen", erläuterte Müllmann die Handhabe.
Der Caritasverband will mit Stadt und Schule das Gespräch suchen. "Als katholischer Träger ist uns die Josefschule als Bekenntnisgrundschule schon ein besonderes Anliegen", so Hans-Peter Niedzwiedz, Vorsitzender des Caritasverbandes. Henric Peeters hat kein Verständnis dafür, dass die Schulleitung es nicht versuchen möchte, "zumindest ein Jahr auf Probe" mit beiden Trägern zusammenzuarbeiten. "So etwas kann funktionieren. Das ist uns zum Beispiel an der Gemeinschaftsgrundschule in Xanten mit dem Internationalen Bund gelungen. In Kamp-Lintfort hat man uns keine Chance gegeben." Wie Peeters erfahren hat, sollen heute die Beschlüsse in der Schulkonferenz abgesegnet werden.