Kamp-Lintfort Geschichte der Kamp-Lintforter Straßen

Kamp-Lintfort · Marga Schneppenheims Buch über die Straßen Kamp-Lintforts hat sich zum lokalen Bestseller gemausert. Die erste Auflage ist fast vergriffen. Der Erfolg hat die Vereine Niederrhein und LesArt zu einer besonderen Lesung inspiriert.

 Marga Schneppenheim hat für das Buch zehn Jahre recherchiert.

Marga Schneppenheim hat für das Buch zehn Jahre recherchiert.

Foto: Bernhard Kames

Der literarische Erfolg war nicht geplant: "Das Thema hat mich interessiert. Ich wollte einfach wissen, wie die Kamp-Lintforter Straßen zu ihren Namen gekommen sind", sagt Marga Schneppenheim, Autorin des Buchs "Wege und Straßen in Kamp-Lintfort und ihre Geschichte". Dass aus ihren Recherchen und Erkundigungen eine Veröffentlichung hervorgehen könnte, das habe sich erst beim Schreiben so entwickelt. "Eigentlich habe ich es für mich gemacht", sagt die Seniorin aus Kamp-Lintfort.

Inzwischen ist die erste Auflage des heimatgeschichtlichen Werks fast vergriffen. Der Verein Niederrhein, als Herausgeber, und der Verein LesArt würdigen den Erfolg mit einer ungewöhnlichen Lesung, bei der sich die Zuhörer einbringen dürfen: Auf Zuruf wird jeder Wissenswertes zu seiner Straße erfahren. Die Vorleser beider Vereine runden die Lesung am Samstag, 24. Oktober, im Diesterwegforum mit Geschichten, Fabeln und Märchen ab, die mit der Namensgebung der jeweiligen Straßen und Wohngebiete in Verbindung stehen könnten.

Marga Schneppenheim hat auf 372 Seiten viele interessante Informationen zusammengetragen. Sie verortet die Straßen nicht nur geografisch, sondern erklärt Bedeutung, Ursprung und Historie der Namen. Sie erklärt, woher der Name kommt, welche Bebauung es dort gibt und welche Besonderheiten die jeweilige Straße aufweist. "Mein Buch interessiert vor allem Männer", hat die Autorin in Gesprächen festgestellt. Dabei interessierten sie bei der Recherche weniger die Kataster, sondern die Hintergründe. "Wir waren mit dem Wanderverein in Wesel unterwegs. Dort gibt es wie in Kamp-Lintfort einen Kiebitzweg. Ich habe mich damals gefragt, wieso der Vogelname in vielen Städten für Straßennamen verwendet wird." Ergebnis ihrer Recherche: "Der Name ist am Niederrhein häufig in der Nähe von Landwehren oder Grenzen anzutreffen. Die Wachposten an der Grenze mussten immer aufmerksam sein, um bei Überfällen die Anwohner zu warnen. Und der Vogel zeigt Gefahren mit seinem Ruf Kiwitt an", erzählt Marga Schneppenheim im Gespräch mit dem Grafschafter. In Kamp-Lintfort beginnt der Kiebitzweg an der Eyller Straße und endet an der Gestfeldstraße. Die Autorin ist Ehrenmitglied im Kamp-Lintforter Ortsverband des Vereins Niederrhein, dem sie seit mehr als 50 Jahren angehört. "Ich habe insgesamt zehn Jahre an dem Buch gearbeitet - zumeist im Winter und neben meinen anderen Aufgaben", erzählt Marga Schneppenheim.

Sie trug in mühevoller Kleinarbeit Wissenswertes und Geschichtliches über die Straße zusammen, aber nicht nur aus der Sekundärliteratur, sondern auch durch eigene Anschauung: "Ich bin jede Straße mit dem Auto abgefahren und habe mit den Menschen gesprochen." Kamp-Lintfort hat mehr als 310 Straßen und Wege. Zu den ungewöhnlichsten gehört der Leichenweg in Saalhoff: "Der Leichenweg existiert aus der Zeit, als die Leichenzüge von Saalhoff zu Fuß über den Höhenrücken der Leucht zum Alpener Friedhof gingen. Einen eigenen hatte Saalhoff nicht."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort