Kamp-Lintfort "Immer is' watt, sonst wär ja nix"

Kamp-Lintfort · Beim Kamper Freilichttheater sorgte das Stück "Butterkuchen" von Kai-Magnus Sting mit seiner Situationskomik für viel Vergnügen. Der Duisburger hat die Eigenheiten der Menschen im "Pott" darin gut eingefangen.

 Eine Reihe komischer Szenen vereint das Stück "Butterkuchen", das nun am Kloster Kamp zu sehen war.

Eine Reihe komischer Szenen vereint das Stück "Butterkuchen", das nun am Kloster Kamp zu sehen war.

Foto: Siwe

Ein lauer Sommerabend, eine fantastische Kamper Kulisse und ein überaus amüsantes Stück vom Kabarettisten Kai Magnus Sting und Regisseur Rainer Besel werden den Freunden des Kamper Freilichttheaters in Erinnerung bleiben. "Butterkuchen - Man steckt nicht drin" fiel so ganz nach Geschmack aus. Karten verkauften sich wie "geschnitten' Brot".

Autor Kai Magnus Sting beschreibt Alltäglichkeiten, Banalitäten, die jeder aus der eigener Familie oder vom Partner kennt. Regisseur Rainer Besel hat die Situationskomik für das Ensemble vom Essener Theater Freudenhaus in schrille Szenarien um einen Butterkuchen verpackt.

So sitzt ein Pärchen auf dem Sofa und plant einen gemütlichen Nachmittag. Die "ständige Begleiterin" bekommt Appetit auf einfachen Butterkuchen und damit beginnt das Spiel um die Tücken und Katastrophen des Alltags. Währenddessen ruft Tante Frieda an. Sie sitzt auf einem altmodischen Telefonbänkchen. Das Telefonregister mit Schnappverschluss und das grüne Telefon mit Wählscheibe geben schon den Weg in die Katastrophe vor. Welten prallen aufeinander, die bei Tante und Neffe zu aberkomischen Gesprächssituationen führen.

Tante Frieda hat nicht die leiseste Ahnung von einer Hochwasser-App, die ihr Neffe auf dem Handy hat. Sie will ihrem Neffen einen "Fahrradsturzhelm", eine Heizdecke in Kombination mit einer Gulaschsuppe zukommen lassen. Dass heute das Telefonieren wesentlich billiger ist als noch vor Jahrzehnten mit Mondscheintarif und 18 Uhr-Marke will der alte einsame Dame mit Hang zum Trost spendenden "Likörchen" so gar nicht in den Sinn kommen. Doch diese Hochwasser-App wird im weiteren Verlauf der Sketche ihre Unzulänglichkeit offenbaren.

Auf die Situation eines häuslichen Rohrwasserbruchs ist sie nämlich nicht programmiert, den der eher einfältige Installateur mit seiner Tochter "Claudette" beim Aufstellen einer neuen Waschmaschine verursacht. Ein gemütlicher Nachmittag bleibt eben ein solcher, auch wenn das Umzugsunternehmen Panse dem Pärchen die Wohnung ausräumt und urplötzlich noch die Feuerwehr wegen des Rohrbruchs in der Wohnung steht.

Schräg wird die Sketchparade auch, als das Publikum einen überforderten Paketzusteller erlebt. Seine Pakete für die "Müllers" wird er nicht los wird und muss sich dabei noch gegen die freizügige Frau Schulze zur Wehr setzen. "Müller ist ein Sammelbegriff", so die Feststellung und schon geht es ins nächste Szenario: die Konditorei Fritsche, in der dieser besagte Butterkuchen erworben werden soll. Das Café ist der Treffpunkt frustrierter Paare in langjährigen Beziehungen. Frauen raten ihren Männern, sich "von hinten" zu betrachten. "Und wie du isst", heißt es dann kombiniert mit ihrer Aufforderung "Überrasch mich doch mal".

Das Spiel mit dem Publikum gelingt dem fünfköpfigen Darstellerteam, Stefanie Otten, Christoph Kühne, Angelika Werner, Gina Brand und Wolfgang A. Wirringa, in den verschiedenen Rollen mit blitzschnellem Kostümwechsel großartig. Und plötzlich ist es das Publikum, das die Dialoge zu Ende bringt.

Der Duisburger Kai Magnus Sting weiß, wie die Menschen im Pott ticken, kennt ihren Wortwitz. Ganz nach dem Motto "Immer ist watt, sonst wär ja nix." Kurioser Nebenschauplatz: Während der abendlichen Sketchparade wanderten die Pokémon-Jäger unverhofft durchs Bild.

(sabi)
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