Kamp-Lintfort. Kamp-Lintforter erheben sich zur Bergbauhymne

Kamp-Lintfort. · Zum ersten Mal veranstaltete das Rheinpreussen-Orchester sein traditionelles Jahreskonzert in der Katholischen Josefkirche in Kamp-Lintfort. Unter der musikalischen Leitung von Bernd Franken spielten die rund dreißig Musiker in ihren traditionellen Bergmannsuniformen bekannte und beliebte Werke von Beethoven, Waldteufel, Rossini, Piefke und anderen. Wie der Name "Rheinpreussen" schon andeutet, ist das Orchester eng mit der Geschichte des Bergbaus verbunden. Seine Aufgabe sieht es darin, neben altem deutschen Liedgut bergmännisches Brauchtum zu wahren und die Epoche des Bergbaus in der Region vor dem Vergessen zu bewahren. Damit schien der neue Konzertort wie prädestiniert für das Ensemble, denn mit der Stadt Kamp-Lintfort verbindet man, so Pfarrer Karl Josef Rieger in seiner Begrüßungsrede, drei Begriffe: "Kirche, Kohle, Campus". Auch nach der Schließung der Zeche Ende 2012 lebe die Bergmannstradition in Kamp-Lintfort weiter.

 Das Rheinpreussen-Orchester in der Josefkirche in Kamp-Lintfort - teilweise geriet der Vortrag hallig und laut. Die Zuhörer blieben nachsichtig und verständnisvoll.

Das Rheinpreussen-Orchester in der Josefkirche in Kamp-Lintfort - teilweise geriet der Vortrag hallig und laut. Die Zuhörer blieben nachsichtig und verständnisvoll.

Foto: siewe

"Gut Spiel", wünschte Rieger dem Orchester, das mit seiner Programmauswahl dem Publikum in der gut besuchten Kirche "eine Stunde der Freude und der Besinnung" schenken wollte. Das bunte Programm begann mit Beethovens "Die Himmel rühmen", und schon der Auftakt ließ das Problem des neuen Veranstaltungsortes erkennen. "Die Akustik in der Josefkirche ist sagenhaft", erklärte Dirigent Bernd Franken, "aber es ist hallig und deshalb laut." Mehrmals im Laufe des Konzerts versprach er, "die Musiker ruhig zu halten", aber mehr als "sich ein bisschen zurücknehmen" könne das Orchester leider nicht, vor allem nicht bei Fortissimo-Stellen. Nachsichtig und verständnisvoll ließen die Zuhörer sich durch die Werkfolge führen, wippten bei den Rossini-Ohrwürmern und Waldteufels Spanischem Walzer im Takt, nickten gefällig bei Blankenburg Marsch "Mein Wesel", schwelgten in Walters "Jamaican Folk Suite" in Karibik-Melodien und ließen sich durch "Wald und Heide" führen, bevor das Orchester im vorletzten Stück, "Ich bete an die Macht der Liebe", ein populäres und angenehm ruhiges Highlight bot. Doch das Finale, Blankenburgs "Glückauf Marsch", zeigte, was in Kamp-Lintfort tatsächlich die Herzen bewegt. Schon nach wenigen Takten waren alle Besucher zu Ehren der Bergbautradition aufgestanden und sangen zu den feierlichen Klängen des Orchesters die "Nationalhymne der Bergleute" mit. Ein würdiger Abschluss für das 13. Jahreskonzerts des Rheinpreussen-Orchesters.

(prs)
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