Kamp-Lintfort/Moers Kamp-Lintforter schreibt über "schlauen Abt"

Kamp-Lintfort/Moers · Hans-Josef Boymann hat eine historische Anekdote über zwei Kuttenschneider des Kloster Kamps für das Jahrbuch des Kreises verfasst.

 Die Abteikirche. Im 17. Jahrhundert schneiderten die Brüder E(l)mpelmann Kutten für die Mönche.

Die Abteikirche. Im 17. Jahrhundert schneiderten die Brüder E(l)mpelmann Kutten für die Mönche.

Foto: mkoo

Eine lesenswerte Geschichte hat Hans-Josef Boymann für das Jahrbuch des Kreises Wesel aufgeschrieben. Der Autor, der von sich sagt, sich eigentlich nie für Familiengeschichte interessiert zu haben, hatte in "ungeordneten Dokumenten" seines verstorbenen Vaters eine Anekdote entdeckt, die zugleich Hinweise auf die eigene Familiengeschichte und auf die Geschichte des Klosters Kamp enthielt. Sein Vater habe sie 1947 niedergeschrieben, berichtet Boymann in seinem Beitrag für das Jahrbuch 2017. "Zwei Kuttenschneider und ein schlauer Abt im Kloster Kamp" lautet der Titel. Darin geht es um zwei Brüder mit Namen E(l)mpelmann, die als Kuttenschneider bei den Zisterziensern um das 18. Jahrhundert auf Kamp lebten. "Die beiden Brüder befürchteten wohl, dass sie im Alter auch mittellos dastehen würden, denn der erzielte Lohn reichte gerade zum Überleben. Über ihre Sorgen und Ängste sprachen sie nach vielen Dienstjahren auch mit dem Abt des Klosters", berichtet Hans-Josef Boymann im Text.

Der Abt habe ihnen jedoch immer wieder versichert, dass er ihre Treue belohnen würde und sie ihm später noch dankbar sein würden. Doch dann eroberten die Franzosen den linken Niederrhein. "Qua Gesetz wurden in den linksrheinischen und nun französisch gewordenen Gebieten Kirchen und Klöster säkularisiert", berichtet Boymann. Und die Brüder fürchteten um ihre Zukunft. Wie der Abt ihnen nun half, das ist im neuen Jahrbuch nachzulesen - ebenso wie Wolfgang Illbrucks Recherchen über das Handwerk in Kamp-Lintfort von den 1960er- bis 1990er-Jahren und Peter Gottschlichs Bericht über den Pappelsee in Kamp-Lintfort.

Der Pappelsee erfährt zurzeit eine deutliche Aufwertung. Im Rahmen der Bewerbung Kamp-Lintforts um die Landesgartenschau 2020 gründete sich eine Arbeitsgruppe, die heute, ein Jahr nachdem die Stadt tatsächlich den Zuschlag bekommen hat, zu den aktivsten gehört, obwohl Park und See nicht Landesgartenschauareal sein werden. Peter Gottschlich beschäftigt sich in seinem Beitrag mit dem Markennamen "Pappelsee" und seiner Geschichte. "Schließlich ist der Pappelsee nicht nur ein Gewässer. Er ist der Name für eine innerstädtische Park- und Freizeitanlage, die dieses Gewässer umgibt. Er ist Name für das Schwimmbad am Pappelsee. Und er ist Beiname für die Beamtensiedlung am Pappelsee, die mit 70 Doppelhäusern zu den großen gartenstadtähnlich angelegten Siedlungen Deutschlands zählt", erläutert Gottschlich sein Thema.

Der Leser erfährt Wissenswertes über die Entstehung des Sees, bei dem es sich um kein natürliches Gewässer handelt. Er war ein Baggerloch, das die Zeche Friedrich Heinrich um 1906 anlegen ließ, um dort Schächte errichten zu können. Anfang der 1920er-Jahre ließ laut Gottschlich der damalige Bergwerksdirektor Franz Brenner um das Baggerloch eine Linie aus Kanadischen Schwarz-Pappeln pflanzen. 1934 entstand dann am südwestlichen Ufer des Pappelsees ein Strandbad, das zwei Wasserrutschen, mehrere Stege und schwimmende Pontons besaß. Auch Moers kommt im Jahrbuch des Kreises Wesel vor. Die beiden Veröffentlichungen dürften vor allem Eisenbahnfreunde interessieren. Stefan Panske befasst sich in seinem Beitrag mit den Fahrzeugen der Sekundärbahn Homberg-Moers. Und Joachim Beinicke steuerte den Text "Erstklassiges zur Dampfeisenbahn Homberg-Moers" bei.

Das Jahrbuch, das im Mercator-Verlag veröffentlich wird, liegt im inzwischen 38. Jahrgang vor. Herausgeber ist der Landrat des Kreises Wesel. ISBN 978-3-946895-01-5

(RP)
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