Kamp-Lintfort Klosterkonzert mit einem Hauch Tango

Kamp-Lintfort · Im Rokokosaal des Klosters Kamp spielte das "Mendelssohn-Trio Berlin" sowohl Werke der Wiener Klassik als auch von lateinamerikanischen Komponisten wie Astor Piazzolla. Dem Publikum gefiel diese Mischung sehr gut.

 Andreas Frölich am Klavier, Uta Klöber an der Violine und Ramon Jaffé am Violoncello spielten Musik für Klaviertrio, mal klassisch, mal modern.

Andreas Frölich am Klavier, Uta Klöber an der Violine und Ramon Jaffé am Violoncello spielten Musik für Klaviertrio, mal klassisch, mal modern.

Foto: Marcus Koopmann

Die Musikliebhaber im Rokokosaal des Kloster Kamp hatten vor Konzertbeginn am Silvesterabend nur wenige Informationen über das bevorstehende Silvesterkonzert erhalten. Im Vorfeld der Veranstaltung war lediglich ein "Überraschungskonzert" angekündigt worden. Erst beim Eintritt in den Rokokosaal erfuhren die Besucher, dass sie sich beim musikalischen Jahresausklang der Reihe der Kammerkonzerte im Kloster Kamp auf einen Auftritt des "Mendelssohn Trios Berlin" freuen durften, bestehend aus der Violinistin Uta Klöber, dem Cellisten Ramon Jaffé und dem Pianisten Andreas Frölich. Alle drei Musiker sind über ihre Mitgliedschaft im gemeinsamen Trio hinaus jeweils sehr gefragte Solisten.

Das Silvesterkonzert gestaltete das "Mendelssohn Trio" als eine musikalische Reise von Wien nach Buenos Aires. Eröffnet wurde das Konzert mit dem "Trio für Klavier, Violine und Violoncello Es-Dur" von Joseph Haydn. Es handelt sich dabei um das letzte Klaviertrio des Österreichers, der insgesamt 45 Werke dieser kammermusikalischen Gattung geschrieben hat. Während der erste Satz eher nachdenklich gestimmt ist, bietet das abschließende Finale eine humorvolle Persiflage alpenländischer Volksweisen.

Einen Kontrast zur Kammermusik der Wiener Klassik boten im Anschluss die Kompositionen "Graciela y Buenos Aires" und "Milontan" des Argentiniers José Bragato. Das erste Musikstück für Cello und Klavier hat José Bragato, der aus Italien stammt und nach Argentinien ausgewandert ist, einer ehemaligen Schülerin gewidmet. Der überaus leidenschaftliche Ton der Komposition lässt vermuten, dass er in diese Schülerin sehr verliebt gewesen ist. Während im Rokokosaal die letzten zarten Flageolett-Töne des Cellos verklangen, konnte man durch die Fenster des Saales sehen, wie bereits einige verfrühte Feuerwerkskörper über Kamp-Lintfort in den Himmel aufstiegen. Die erste Konzerthälfte endete schließlich mit zwei Musikstücken aus den "4 estaciones portenas" von Astor Piazzolla. Der Begründer des "Tango Nuevo", der zu Lebzeiten eng mit José Bragato zusammengearbeitet hat, nahm sich bei seiner argentinischen Version der "Vier Jahreszeiten" natürlich Antonio Vivaldi zum Vorbild und schuf einen musikalischen "Frühling" und "Winter", die stark von lateinamerikanischen Rhythmen geprägt sind.

Nach einer Erfrischungspause wurde das Konzert im von Kerzen erleuchteten Rokokosaal mit der "Fantasie für Klavier in d-moll" von Wolfgang Amadeus Mozart fortgesetzt. Diese Komposition war zunächst ein Fragment geblieben. Mozart vollendete das Musikstück mit einigem zeitlichen Abstand, indem er ein D-Dur-Finale hinzufügte. Da er zu jener Zeit gerade die Arbeit an seiner Oper "Die Hochzeit des Figaro" abgeschlossen hatte, lassen sich auch in der Klavier-Fantasie einige musikalische Motive aus der "Figaro"-Oper erkennen.

Bei den wunderbar melancholischen Kompositionen "Liebesfreud" und "Liebesleid" des Österreichers Fritz Kreisler dürften sich die Konzertbesucher an die Atmosphäre eines Wiener Kaffeehauses erinnert gefühlt haben, in dem man bei einem Stück Sacher-Torte und einer Tasse Wiener Melange den zarten Geigenklängen lauscht. Mit dem schwärmerischen "Sommer" sowie dem temperamentvollen "Herbst" aus der Jahreszeiten-Komposition von Astor Piazzolla endete die musikalische Reise schließlich wieder in Buenos Aires. Nachdem sich die Zuhörer mit tosendem Beifall bei den drei Musikern für das ausgezeichnete Silvesterkonzert bedankt hatten, verabschiedete sich das "Mendelssohn Trio" mit dem "Tango Pathétique", einem überaus humorvollen Musikstück, in dem der Münchener Komponist Peter Kiesewetter Motive aus Orchesterwerken von Peter Tschaikowsky mit südamerikanischem Tango vermischt hat, von seinem Publikum.

(cas)
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