Kamp-Lintfort Kraft lobt Bildungsprojekt für Flüchtlinge

Kamp-Lintfort · Die Ministerpräsidentin hat das Bildungszentrum des Tüv Nord Bildung in Kamp-Lintfort besucht. Dort werden zurzeit 30 Flüchtlinge sprachlich und handwerklich darauf vorbereitet, eine Ausbildung anzutreten.

 Ministerpräsidentin Hannelore Kraft unterhielt sich gestern mit den Flüchtlingen, die an dem Bildungsprojekt der RAG-Stiftung im Bildungszentrum des Tüv Nord seit März teilnehmen. Ein junger Mann hat bereits einen Ausbildungsplatz gefunden.

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft unterhielt sich gestern mit den Flüchtlingen, die an dem Bildungsprojekt der RAG-Stiftung im Bildungszentrum des Tüv Nord seit März teilnehmen. Ein junger Mann hat bereits einen Ausbildungsplatz gefunden.

Foto: Christoph Reichwein

Nima Husseni hatte es nicht leicht, als er im Juli 2015 nach Deutschland kam. "Ich kannte niemanden", erzählt der 25-jährige. "Ich war sehr einsam. Ich konnte die Sprache nicht. Nach vier Monaten hatte ich ein Schreiben vom Jobcenter im Briefkasten. Ich konnte an einem Integrationskurs teilnehmen." Der Iraner, der in seiner Heimat Elektrotechnik studiert hatte, nutzte die Chance, in 600 Stunden Deutsch zu lernen. Im März 2016 erhielt er einen Platz in dem Projekt "Schulterschluss des Bergbaus", ein Bildungsprojekt der RAG-Stiftung, das Flüchtlinge in zehn Monaten auf den Beruf vorbereitet. "Anfang August habe ich eine Ausbildungsstelle erhalten", berichtet Nima Husseni. "Ich werde Elektrotechniker bei Elektro Merkes in Hoerstgen."

Der Iraner konnte gestern seine Lebensgeschichte Ministerpräsidentin Hannelore Kraft vortragen, als sie am Bendsteg das Bildungszentrum des Tüv Nord Bildung besuchte. Husseni ist er der erste aus dem Projekt mit 30 Teilnehmern, der schon einen Ausbildungsplatz gefunden hat. Die Schulung dauert noch bis zum Dezember. Dazu hat Husseni schnell die deutsche Sprache gelernt. "Sie sprechen in so kurzer Zeit schon so gut Deutsch", lobte ihn die Ministerpräsidentin. "Wie haben sie das geschafft?" Er antwortete: "Ich habe hier eine neue Heimat gefunden."

Deutsch übte er an "Sprachtagen" während des Projektes, an den anderen Tage schliff er an der Werkbank Metall. Husseni war so engagiert, dass er die Ausbildung starten konnte, bevor das Praktikum überhaupt beendet war.

Das Projekt wird von der Tüv Nord Bildung GmbH & Co. KG koordiniert. Finanziert wird es durch die RAG-Stiftung, die 2007 gegründet wurde, um ab 2018 die Ewigkeitskosten des Bergbaus zu tragen, beispielsweise für die Wasserhaltung der einstigen Zechen.

Bis gestern stand nicht fest, ob die RAG-Stiftung dieses Vorhaben im März 2017 ein zweites Mal finanziell unterstützen wird. Doch als sich die Ministerpräsidentin die Werkbänke am Bendsteg anschaute und sich eineinhalb Stunden Zeit nahm, um mit den Flüchtlingen zu sprechen und das Projekt zu loben, gaben alle Projektbeteiligten grünes Licht für eine zweite Auflage.

"Das Projekt ist ein Beitrag für die Gesellschaft", sagte Michael Vassiliadis, Vorsitzender der Industriegesellschaft Bergbau-Chemie-Energie und Mitglied im RAG-Stiftungsausschuss. "Dieses Vorgehen ist langfristig der richtige Weg. Integration funktioniert nicht von alleine. Das weiß ich aus meiner eigenen Familie." Bärbel Bergerhoff-Wodopia schloss sich dieser Sicht an. "Das Projekt knüpft an den Schulterschluss der Bergleute an, an die Integration, die es immer im Bergbau gab", sagte das Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung. "Sprache und berufliche Qualifikation sind die Grundlage für Integration in die Arbeitswelt und die Gesellschaft."

Im Dezember tagt der RAG-Stiftungsrat und entscheidet, welche Projekte die Stiftung 2017 fördert. Nach den gestrigen Äußerungen dürfte das Projekt "Schulterschluss des Bergbaus" zum zweiten Mal dabei sein. Das Projekt "Schulterschluss Bergbau" gibt es an fördernden oder nicht mehr fördernden Bergwerksstandorten: Ibbenbüren, Bergkamen, Herne, Kamp-Lintfort sowie im saarländischen Völklingen. Jeweils 30 Flüchtlinge, die gute Chancen haben, in Deutschland anerkannte Asylbewerber zu werden, werden sprachlich und beruflich qualifiziert, um eine Ausbildung beginnen zu können.

Das Projekt wird finanziert über die RAG-Stiftung. Im Dezember 2016 entscheidet der Stiftungsrat, ob im März das Projekt erneut startet. www.rag-stiftung.de

(RP)
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