Kamp-Lintfort Künstlerin erzählt auf Kamp vom Menschwerden

Kamp-Lintfort · "Weit müssen wir gehen" ist der Titel einer Ausstellung mit Arbeiten von Gabriele Kaiser-Schanz in Gewölbekeller und Museum Kloster Kamp. Die Künstlerin erzählt Menschheitsgeschichten.

 Gabriele Kaiser-Schanz ist Objekt- und Performancekünstlerin

Gabriele Kaiser-Schanz ist Objekt- und Performancekünstlerin

Foto: Reichwein

Der Anfang allen Seins liegt in einer Zelle. In ihrer Kunst folgt die Objekt- und Performancekünstlerin Gabriele Kaiser-Schanz diesem Leitsatz und spannt in ihren Bildern, Objekten sowie Installationen einen großen Bogen vom Ursprung des Lebens bis zum Menschsein. "Weit müssen wir gehen" lautet folgerichtig der Titel ihrer Ausstellung auf dem Kamper Berg. Dort bespielt sie sowohl das Museum Kloster Kamp als auch den Gewölbekeller. Kaiser-Schanz ist die erste überhaupt, die die Erlaubnis erhielt, ihre Kunst auch in der Abteikirche vorzustellen. Dort präsentierte sie vor wenigen Tagen ihre Performance "Befreit von meinen Banden - ein anderer Exodus" vor großem Publikum. Die Präsentation ihrer Bilder und Objekte wird nun am Samstag, 8. Juli, 15.30 Uhr, im Museum Kloster Kamp eröffnet.

Wer alles sehen möchte, muss der Künstlerin folgen - und fängt am besten im Gewölbekeller an. An diesem heimeligen Ort unter dem Kloster befasst sich Gabriele Kaiser-Schanz mit dem "Anfang allen Seins": Die Zelle, die das Leben hervorbringt. Die Bilder zeigen in Naturtönen und mit wenig Farbe Gebilde, die sich in ihrer Form immer wieder ändern und in Bewegung sind. Mal als Zellteilung in den Arbeiten "Twins", mal als Bienenwabe, mal als Urzelle, ein gehäkeltes und in Kunstharz gegossenes Objekt, und als "Zelle zu Wasser und zu Land". Im Raum nebenan geht es in den Arbeiten der Künstlerin um die Rituale und die Kultur der Menschen, die sich schon in den ersten prähistorischen Symbolen in den Steinhöhlen Afrikas zu entfalten begannen. Darauf nehmen die Arbeiten der in Essen lebenden Künstlerin, die schon an der Staatsoper und am Burgtheater in Wien beschäftigt war, immer wieder Bezug. So sind auf handgeschöpftem Papier auch Elemente der Keilschrift der Sumerer zu sehen, der ersten Schrift der Menschheit. In der Ausstellung befinden sich Gefäße als Bezug auf die Entdeckung der Keramik und der Bronze - mit so viel Patina, als hätten Archäologen sie gerade erst ausgegraben. "Der Mensch ist immer mein Ausgangspunkt", sagt Gabriele Kaiser Schanz. Dabei bewegen sie existenzielle Fragen, die schon seit Jahrtausenden Allgemeingültigkeit haben: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? In ihrem Werk geht es damit auch immer wieder um unsere Identität. "Diese Fragen haben sich auch die Zisterzienser gestellt, als sie unser Kloster Kamp gründeten", sagt Peter Hahnen, Leiter des Geistlichen und Kulturellen Zentrums Kloster Kamp. Im Museum, nur wenige Schritte vom Gewölbekeller entfernt, stellt Kaiser-Schanz die in einem interdisziplinären Projekt an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Bochum entstandene Installation "Mikrokosmos versus Makrokosmos" vor - leider nicht als begehbare, da die Räume im Museum zu klein sind. Gabriele Kaiser Schanz hat aber die fünf mit Stoff überzogenen Puppen mitgebracht, die für das kleine familiäre Gefüge stehen, das durch die Installation in Beziehung gesetzt wird zum Universum mit seinen Planeten. Die Videoaufnahme einer früheren Präsentation vermittelt im Museum einen Eindruck vom Konzept. "Das Leben ist Veränderung, Verwandlung und Bewegung. Auf jede Aktion folgt eine Reaktion. Eine kleine Veränderung hat Auswirkung auf das ganze System - ob in der Familie oder in dem uns umgebenden Planetensystem", erläutert die Künstlerin. Die Ausstellung ist bis zum 1. Oktober in Gewölbekeller und Museum Kloster Kamp in Kamp-Lintfort zu sehen, dienstags bis samstags von 14 bis 17 Uhr, sonntags ab elf Uhr.

(RP)
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