Kamp-Lintfort Ministerium lässt Anwohner der Deponie Eyller Berg untersuchen

Kamp-Lintfort · Die Initiative Endlager Mensch kann einen Erfolg verbuchen. Seit langer Zeit fordern die Gegner der Deponie Eyller Berg eine Untersuchung von Anwohnern auf Schadstoffe in ihren Körpern. Jetzt bringt das NRW-Umweltministerium eine solche Untersuchung, ein sogenanntes Human Biomonitoring, auf den Weg. Bis Ende August können geeignete Institute auf eine Ausschreibung des Ministeriums antworten. Im September will das Ministerium den Auftrag vergeben, bis zum 31. Januar 2018 soll er - also die Untersuchung - durchgeführt werden.

 Sie wächst und wächst: Arbeiten auf der Deponie im Jahr 2015.

Sie wächst und wächst: Arbeiten auf der Deponie im Jahr 2015.

Foto: KDI (archiv)

Das Human Biomonitoring verstehe sich als ein "individuelles Angebot an zunächst maximal 100 Personen, die aufgrund der Nähe ihres Wohnortes zu der Deponie Eyller Berg . . . die Besorgnis haben, sie könnten in erhöhtem Maße mit Schadstoffen belastet sein", teilte das Ministerium auf Anfrage mit. Es handelt sich um dasselbe Gebiet, in dem Wissenschaftler der Uni Münster 2014 die Krebshäufigkeit untersucht hatten. "Statistisch signifikante Auffälligkeiten" wurden damals nicht entdeckt. Zwar war im Ergebnis von einer möglichen Erhöhung der Anzahl der Krebs-Neuerkrankungen bei Frauen die Rede. Die Fallzahlen reichten aber nicht aus, um den Ursachen auf den Grund zu gehen.

Das HBM finde statt, weil die Ergebnisse der Krebsuntersuchung "die Sorge von Anwohnerinnen und Anwohnern um eine Beeinträchtigung ihrer Gesundheit durch die Deponie Eyller Berg nicht ganz ausräumen" konnten, so das Ministerium weiter. Im Rahmen des Monitorings können Anwohner Blut- und Urinproben für sie kostenfrei untersuchen lassen; wer möchte, kann sich zudem beraten lassen. Die Gifte, auf die sich das Augenmerk richtet - PCB und Schwermetalle, in begründeten Einzelfällen auch Dioxine und Furane - seien mit Vertretern der Initiative Endlager Mensch sowie mit dem Landesumweltamt abgestimmt. Das Amt hatte bei Messungen rund um den Eyller Berg im vergangenen Jahr vereinzelt erhöhte PCB- und Schwermetall-Werte festgestellt.

Das Umweltministerium betonte, dass es sich bei dem Human Biomonitoring vom Konzept her nicht um eine Studie, sondern um individuelle Untersuchungen handle. Die Ergebnisse sollen deshalb nicht veröffentlicht werden. Das Ministerium unterstrich ebenfalls, dass eventuelle Befunde keine Rückschlüsse auf die Deponie als Ursache zulassen werden: "Eine geografische Zuordnung der Messbefunde zu potenziellen Quellen ist aus methodischen Gründen nicht möglich." Je nach Ergebnis des Monitorings seien aber weitere Untersuchungen möglich.

Offen ist, ob das Human Biomonitoring Konsequenzen für den Deponiebetrieb haben kann. Vor zwei Jahren hatten sich der Deponiebetreiber Ossendot Umweltschutz und die Bezirksregierung vor dem Oberverwaltungsgericht auf einen Vergleich geeinigt. Danach darf neuer Müll noch bis Ende 2022 auf dem Eyller Berg abgelagert werden.

(RP)
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