Kamp-Lintfort/Moers Moerser Polizist freut sich auf Kamp-Lintfort

Kamp-Lintfort/Moers · Polizeihauptkommissar Gerhard Tersteegen war 18 Jahre lang Bezirksbeamter in der Moerser Altstadt. Jetzt ist er nach Kamp-Lintfort gewechselt - aus Lust, mit 56 noch mal etwas Neues zu machen.

 Gerhard Tersteegen vor der Polizeiwache in Kamp-Lintfort. "Die Kamp-Lintforter sind offene, direkte Menschen", sagt der Repelener.

Gerhard Tersteegen vor der Polizeiwache in Kamp-Lintfort. "Die Kamp-Lintforter sind offene, direkte Menschen", sagt der Repelener.

Foto: Klaus Dieker

Ein Bezirksbeamter ist so etwas wie das Gesicht der Polizei im Viertel. Er kennt die Leute, die Leute kennen ihn. Und ein Beamter, der einmal in einem Bezirk eingesetzt sei, der bleibe dort in der Regel bis zur Rente, sagt Gerhard Tersteegen. Das hätte auch bei ihm selbst so kommen können, der in den vergangenen 18 Jahren Bezirksbeamter in der Moerser Innenstadt war, und dies nach eigenem Bekunden "mit Leib und Seele". Aber im Alter von 56 Jahren hat den Polizeihauptkommissar die Lust auf einen Wechsel gepackt. "Ich seh das positiv, das hält vielleicht auch jung." Mit Erfolg bewarb er sich auf die Stelle des im Dezember aus dem Dienst geschiedenen Kamp-Lintforter Kollegen Klaus Podday. Jetzt betreut Tersteegen als einer von insgesamt vier Bezirksbeamten der Hochschulstadt Poddays früheres Revier: vor allem die Altsiedlung, aber auch Kamperbrück und Hoerstgen.

Aus Moers nimmt Teersteegen Erinnerungen an eine "schöne und befriedigende Zeit" mit. Und an schöne, mitunter aber auch skurrile Erlebnisse. Nie vergessen wird er zum Beispiel, wie ihm Leute ein leeres Marmeladenglas mit einem Skorpion in die Hand drückten. Das Reptil war auf der Straße in der Moerser Innenstadt aufgelesen worden. "Ich habe den Skorpion in den Terrazoo Rheinberg gebracht."

Gerne erinnert der Polizeibeamte sich auch an eine von ihm angebahnte Familienzusammenführung. "Die Aufsicht einer Spielhalle hatte mir erzählt, wie gerne sie ihre Geschwister wiedersehen würde." Die Brüder und Schwestern waren als Kinder getrennt und in Heime gesteckt worden. "Ich habe sie in der ganzen Bundesrepublik gesucht und aufgespürt."

Nun aber schaut Gerhard Tersteegen nach vorne. "Ich freue mich auf viele neue, intensive Kontakte", sagt er. Kamp-Lintfort kenne er sehr gut. "Ich hab dort schon früher Freunde gehabt." Und von Repelen aus, wo Tersteegen mit seiner Frau wohnt (das Paar hat zwei erwachsene Kinder) sei es zum neuen Dienstort nicht weiter als in die Moerser Altstadt.

Mit seiner neuen Stelle zeigt sich Tersteegen rundum zufrieden. Die Kamp-Lintforter seien "offene, direkte Menschen" (was nicht heißen soll, dass die Moerser anders wären). Drei Monate Zeit hatte er bereits, um sich einzuleben. "Ich gehe gerne zu Fuß durch den Bezirk", sagt Tersteegen. So könne er am besten Kontakte zu den Menschen knüpfen. Fünf Wochen lang war Tersteegen sogar noch gemeinsam mit Klaus Podday unterwegs. Während dessen Abschiedstour konnte sich der neue "Dorfsheriff" schon mal in Kindergärten und der Ebertschule vorstellen. Die Verkehrserziehung oder Radfahr-Ausbildung an Schulen und Kindergärten gehört zu den vielfältigen Aufgaben eines Bezirksbeamten. Er ermittelt aber auch für die Kripo oder bearbeitet Haftbefehle.

Derzeit habe er viel mit Leuten zu tun, die einen "kleinen Waffenschein" für Schreckschusspistolen beantragt haben, sagt Tersteegen. Die Zahl solcher Anträge hat stark zugenommen. Der Bezirksbeamte besucht die Antragsteller, nimmt sie und ihr Umfeld unter die Lupe, beantwortet Fragen. "Ich kann den Leuten ihre Ängste nicht nehmen", sagt der Polizist. Aber er könne beraten. "Eine Schreckschusspistole sieht einer echten Waffe zum Verwechseln ähnlich. Das birgt auch Risiken." In vielen Fällen sei es besser, bei Gefahr nicht selbst eine Waffe zu ziehen, sondern auf sich aufmerksam zu machen. "Dafür reicht schon eine Trillerpfeife."

(RP)
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