Kamp-Lintfort Musik "von früher" hilft Demenzkranken

Kamp-Lintfort · Der Arbeitskreis Demenz hatte in die Tanzschule Wille eingeladen. Unter der Anleitung von Christoph Wille tanzten rund 20 Teilnehmer zu bekannten Liedern aus ihrer Jugend - Wiedererkennungswert ist das Stichwort.

Die Demenzkranken tanzen mit dem Taktgeber und Tanzlehrer Christoph Wille.

Die Demenzkranken tanzen mit dem Taktgeber und Tanzlehrer Christoph Wille.

Foto: Klaus Dieker

Es war keine gewöhnliche Tanzstunde, die Christoph Wille in seiner Tanzschule an der Eyller Straße 143 gab. Denn diesmal standen sich seine Schüler nicht wie sonst üblich paarweise gegenüber, sondern bildeten einem großen Kreis und hielten sich dabei an den Händen. Seine Schüler waren an Demenz erkrankte Menschen. Sie nahmen an diesem Nachmittag unter dem Motto "Wir haben Spaß am Tanzen" an einem Tanzcafé-Nachmittag für Menschen mit Demenz und deren Angehörige teil.

Eingeladen dazu hatte der Kamp-Lintforter "Arbeitskreis Demenz". Es handelt sich dabei um eine Kooperationsgemeinschaft aus Mitarbeitern des städtischen Sozialamtes, des Diakonischen Werkes, des Kirchenkreises Moers, des Caritasverbandes Moers-Xanten und des nordrhein-westfälischen Demenz-Servicezentrums Region Niederrhein.

Der Arbeitskreis wurde vor knapp vier Jahren in Kamp-Lintfort ins Leben gerufen, um Menschen mit krankheitsbedingtem Gedächtnisverlust trotz ihrer Erkrankung dennoch weiterhin ein gewisses gesellschaftliches Leben zu ermöglichen. "Dabei versuchen wir, mit unseren Angeboten vor allem an Wiedererkennungswerte aus der Jugend der Erkrankten anzuknüpfen", erklärte Andrea Bichler. "Wir möchten aber gleichzeitig auch deren pflegende Familienangehörigen mit einbeziehen", sagt sie weiter.

Bichler war als Mitarbeiterin des städtischen Sozialamtes federführend an der Entstehung des neuen Demenz-Tanzcafés beteiligt und freute sich über die gleich zum ersten Mal erstaunlich rege Teilnahme. Rund 20, meist weibliche Bewohner verschiedener Kamp-Lintforter Pflege- und Senioreneinrichtungen, aber auch zahlreiche daheim privat gepflegte Patienten waren mit ihren Angehörigen oder zuständigen Pflegerinnen gekommen.

Entsprechend groß war der Kreis, den alle zusammen bei der von Christoph Wille anfänglich erteilten Walzer-Lehrstunde bildeten. "Vor, zwei, drei, rück, zwei drei!" Das funktionierte schon ganz gut. "Nun den rechten Fuß vor den linken kreuzen und einen Schritt zur Seite!" Keine ganz so leichte Übung mehr, doch auch sie klappte nach einigen Übungsschritten. "Wunderbar," ruft Christoph Wille begeistert in die Runde. "Und jetzt schließen Sie die Augen und schweben einfach nur dahin. Die Musik kennen sie bestimmt alle."

Gleich darauf erklang Hildegard Knefs unvergessenes Lied "Für mich soll's rote Rosen regnen", und der Kreis bewegte sich - wie zuvor einstudiert - anmutig im Dreivierteltakt vor, zurück und zur Seite, wobei sich auf den meisten Gesichtern ein fast verträumtes Lächeln zeigte. "Ich glaube, das ist es", befand Albert Sturtz von der Fachberatung Demenz des Diakonischen Werkes. "Das werden wir mit Sicherheit wiederholen."

(lang)
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