Kamp-Lintfort Pfarrer Michael Ehrle soll St. Josef leiten

Kamp-Lintfort · Der Pfarrer liebt die Wandlung - im Leben genauso wie in der Liturgie. Er löst voraussichtlich im Sommer Karl Josef Rieger als leitenden Pfarrer der Pfarrei St. Josef in Kamp-Lintfort ab.

Michael Ehrle liebt Wandlungen, die für ihn für das Leben stehen. So wandelte sich einmal grundlegend sein Leben. Nachdem er im badischen Bruchsal 1985 seine Mittlere Reife abgelegt hatte, eine Lehre bei der Deutschen Bundespost durchlaufen hatte und Schalterbeamter geworden war, spürte er den Ruf Gottes. "Dieser Ruf lässt sich nicht in Worte fassen", erzählt der einstige Postbeamte. Voraussichtlich in diesem Jahr folgt er nun auf Karl Josef Rieger als leitender Pfarrer von St. Josef in Kamp-Lintfort. Ein Termin, an dem er die Nachfolge Riegers antritt, der im Juli zur deutschen Gemeinde nach Washington D.C. wechselt, und in sein Amt als leitender Pfarrer eingeweiht wird, steht noch nicht fest. Ebenfalls ist noch offen, wer dauerhaft das Amt des Dechanten von Karl Josef Rieger übernehmen wird, das zunächst von Stellvertreter Heinrich Bösing ausgefüllt werden soll.

"Der Dienst am Menschen steht im Mittelpunkt", sagt Michael Ehrle, der seit 2016 Pfarrer im Seelsorgeteam St. Josef ist. "Das ist ein hoher Anspruch. Gleichzeitig ist er eine Konstante in meinem Leben." Weil er im Leben schon einige Wandlungen erlebt hat, fällt es ihm leicht, auf Menschen zuzugehen, die nicht immer den Gauben kennen. So bereitet er Beerdigungen mit viel Liebe vor. "Trotz aller Trauer sollen die Menschen die Liebe Gottes spüren", betont er. Michael Ehrle liegen die Liturgie, die Jugend und die Kindergärten besonders am Herzen. Sein Leitsatz lautet: "Mit beiden Beinen in der Welt und dem Herzen bei den Menschen." Er will gemeinsam mit den Menschen aus der Gemeinde St. Josef und der Stadt Kamp-Lintfort "lebendige Kirche vor Ort" sein. "Nur durch gemeinsames Handeln können wir Christus erfahrbar machen und die Menschen für ihn begeistern", unterstreicht er.

Michael Ehrle hatte das Spätberufenenseminar im Schwarzwald besucht, um dort sein Abitur abzulegen. Dann ging er ins Priesterseminar nach Freiburg, studierte in der badischen Stadt Theologie, wie in Innsbruck, wo er außerdem in der AIDS-Hilfe aktiv war und HIV-Erkrankte besuchte. Um sein Studium zu finanzieren, putzte er abends in einem Baumarkt oder schob nachts Dienst in einer Tankstelle. Kurz vor seinem Abschluss verließ er das Priesterseminar, weil er mit dessen Leitung nicht auf einer Wellenlänge schwang. So legte er 1998 nicht das kirchliche Examen ab, sondern das Diplom als Theologe. Er arbeitete danach in Freiburg in einer Videothek. Dort brannte seine Berufung weiter, wie die anderen spürten, die er kannte. Einer war German Rovira, der damals das Mariologische Institut in Kevelaer leitete. Anfang 2000 wurde er von ihm angesprochen, an den Niederrhein zu kommen, um doch noch Priester zu werden.

"Die Wandlung von Wein und Blut, die Gemeinschaft mit Christus, ist ein Mysterium", sagt er. "Sie ist ein großes Geheimnis, das der menschliche Verstand nie erfassen kann. Der Priester muss in der Liturgie zurücktreten. Christus muss hervortreten, durch die Feier größer werden." Michael Ehrle wurde Diakon in Billerbeck bei Münster, 2003 in Münster zum Priester geweiht und ging als Kaplan nach Gronau. Über Neuenkirchen und das schwäbische Illertissen kam er im September 2016 nach Kamp-Lintfort.

(RP)
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