Neukirchen-Vluyn René Schneider wünscht sich mutigere Predigten

Neukirchen-Vluyn · Ein etwas anderer Reformationsgottesdienst wurde am Samstag in der evangelischen Kirchengemeinde Lintfort gefeiert. Pfarrer Michael Ziebuhr hatte den Kamp-Lintforter Landtagsabgeordneten René Schneider als Prediger in die Kreuzkirche eingeladen.

 Der SPD-Landtagsabgeordnete sprach zum Reformationstag.

Der SPD-Landtagsabgeordnete sprach zum Reformationstag.

Foto: mkoo

Damit startete eine Predigtreihe, die bis zum Reformationsjubiläum in zwei Jahren weitergeführt werden soll. Anlass dieser Idee ist der reformatorische Grundgedanke des "Priestertums aller Gläubigen/Getauften", eine der Kernforderungen Martin Luthers, durch die er der strengen Hierarchie und Autoritätsgläubigkeit der damaligen Kirche einen Hieb versetzen wollte.

Welch ein Glück, dass die knallrote Krawatte des SPD-Mannes zur liturgischen Farbe des Reformationstages passte: Denn das Rot als herausfordernde, lebendige Farbe steht für die Feste des Jahreskreises, die mit Begeisterung und ansteckender Überzeugungskraft zu tun haben. Schneider, selbst Gemeindeglied und überzeugter Christ, hat als studierter Journalist eine besonders enge Beziehung zum Wort. Deshalb war es mehr als passend, dass gerade er die Predigtreihe zum Gedenktag an Martin Luther eröffnete, steht dieser doch für eine Rückbesinnung auf das Wort Gottes und dessen verständliche Übermittlung an das gesamte (Kirchen-)volk.

In seiner Predigt kritisierte der Politiker die "wohlfeilen Sätze" und "abgegriffenen Bilder" der Prediger, die keinen mehr hinter dem Ofen hervorlockten. Viele Gläubige wünschten sich keinen theologischen Vortrag, sondern ein lebendiges, überzeugtes Wort aus dem Herzen des Predigers. So wie Luther forderte, man müsse "dem Volk aufs Maul schauen" und so wie bereits der Theologe Karl Barth vor fast hundert Jahren meinte, man solle den Römerbrief mit der Tageszeitung zusammen lesen, so ist auch Schneider der Meinung, die Kirche solle sich einmischen und klare, zeitgemäße Worte finden. Er wünsche sich auch, dass die Kirche mehr Mut zeige, sich zu aktuellen Streitthemen, wie aktuell der "Pegida"-Bewegung, zu positionieren. Für seine eigene Zunft räumte er selbstkritisch ein, auch Politiker neigten dazu, floskelhaft und ausweichend zu sprechen. Im Sinne Luthers und aus Anlass des Reformationsjubiläums forderte Schneider, sowohl die Kirche als auch die Politik sollten ihre Sprache überdenken.

(rauh)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort