Kamp-Lintfort Rocky Horror: Grusical in der Stadthalle

Kamp-Lintfort · 800 Zuschauer kamen zur Musical-Show nach Kamp-Lintfort. Einige von ihnen hatten sich stilecht verkleidet und natürlich auch jede Menge Reis und Toilettenpapier in die Stadthalle mitgebracht.

Auch in der Kamp-Lintforter Stadthalle galt: Ohne Motorrad keine Rocky-Horror-Show.

Auch in der Kamp-Lintforter Stadthalle galt: Ohne Motorrad keine Rocky-Horror-Show.

Foto: Seybert

Sylvia Fuhl trug eine Korsage um ihren Körper und Netzstrümpfe um ihre Beine. Sabrina Többen hatte sich in ein goldenes Gewand gehüllt und einen schwarzen Zylinder aufgesetzt. Schließlich verwandelten sich die beiden Moerserinnen am Samstagabend in Magenta und Columbia, um in eine andere Welt abzutauchen, in die schwarze Welt der Rocky Horror Show. Denn in der Kamp-Lintforter Stadthalle wurde dieses Musical präsentiert.

Die Rocky Horror Show gilt als Kult, bei dem es wild zugehen kann. So hatten sich einige der 800 Zuschauer, die am Freitagabend in die ausverkaufte Stadthalle gekommen waren, stilecht verkleidet, sei es als Magenta oder Columbia, Riff Raff oder Frank'n'furter. Sie vollzogen auch die rituellen Handlungen, die sich im Laufe der 40-jährigen Geschichte dieses Musical entwickelt haben. Sie warfen Reis, als am Anfang die Kirchenglocken läuteten. Sie setzten sich Hüte aus Zeitungen auf, als die frisch verlobeten Brad (gespielt von Daniel Printz) und Janet (Michèle Fichtner) bei strömendem Regen eine schicksalhafte Reifenpanne hatten, um an die Türe eines gruseligen Schlosses zu klopfen und ein Telefongespräch zu erhoffen. Sie holten ihre Leuchtstäbe hervor, als Brad und Janet "There's a Light" sangen oder als das Lied "Over at Frankenstein Place" erklang, dem gruseligen Platz im Schloss, in dem ein hervorragender Frank'n'furter (Léon van Leeuwenberg) und grandioser Riff Raff (Chris Murray) mit Klaus-Kinski-Stimme das Sagen haben.

Sie warfen Toilettenrollen duch den Saal, als Rocky von seinen Bandagen befreit wurde. Sie schleuderten Toastscheiben in die Luft, als zu einem Toast aufgefordert wurde. Und sie holten ihre Wasserpistolen hervor, um damit zu schießen. Schließlich hatte das Westfälische Landestheater Castrop-Rauxel, das unter der Regie von Reinhardt Friese die Rocky Horror Show präsentierte, zusammen mit der Stadt dazu aufgefordert, "alles, was man braucht" mitzunehmen. So entwickelte sich ein toller Abend, auch weil fünf Musiker vom Lippe-Saiten-Orchester die rockige Show begleiten: Pianist Tankred Schleinschock, Bassit Jürgen Knauzt, Schlagzeuger Rudi Marhold, Gitarrist Claus Michael Siodmok und Saxophonist Klaus Dapper. Für ein Abononnementstück war das eine außergewöhnliche Besetzung. So gab es am Ende stehende Ovationen und rhythmischen Klatschen. Und erst nach zwei Zugaben konnten Rocky und seine Freunde die Bühne verlassen. Zurück blieb ein großartiger Eindruck bei den Zuschauern –und viel Arbeit für die, die die Stadthalle nach der wilden Kultshow von Reis, Toastscheiben und Klopapier zu befreien hatten.

(RP)
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