Kamp-Lintfort Russisches Ballett in Kamp-Lintfort

Kamp-Lintfort · Tschaikowskis "Der Nussknacker" lockte nur mäßig viele Zuschauer.

 Das Russische Klassische Staatsballett überzeugte das Publikum in der Stadthalle von Kamp-Lintfort mit der "Nussknacker"-Aufführung.

Das Russische Klassische Staatsballett überzeugte das Publikum in der Stadthalle von Kamp-Lintfort mit der "Nussknacker"-Aufführung.

Foto: Koopmann

Es gibt mehrere konkurrierende Ballettproduzenten auf dem internationalen Tourneetheatermarkt, die den Beinamen "russisch", "national" oder "staatlich" tragen. Diese sollen die Herkunft verraten, aber auch eine gewisse Qualität suggerieren.

Alle diese Ballettanbieter kämpfen zuerst um die Gunst der Veranstalter und dann um die des Publikums. Eines davon ist das "Russische Klassische Staatsballett" unter der Leitung von Konstantin Iwanow aus der Republik Mari El in der Nähe von Novgorod. Seit Wochen schon ist diese Kompanie mit "Schwanensee" und dem "Nussknacker" deutschlandweit unterwegs. Am Freitagabend gastierte das 25-köpfige Tanzensemble mit dem Tschaikowski-Ballett "Der Nussknacker" in der nur mäßig besuchten Stadthalle von Kamp-Lintfort. Auch diese zweiaktige "Nussknacker"-Adaption ist eine typische Tourneetheaterproduktion: sie ist beliebig in ihrer ästhetischen Machart und übertragbar auf (fast) alle Bühnen. Mit anderen Worten: Die hier erzählte Geschichte vom Nussknacker und späteren Prinzen und seiner Marie ist auf eine Aufführungsdauer von 100 Minuten inklusive einer Pause eingedampft, die Choreographie ist auf die in der Kamp-Lintforter Stadthalle zur Verfügung stehende Spielfläche angepasst, die Musik spielt nicht ein Orchester ein, sondern kommt vom Band und das ausschließlich auf Praktikabilität ausgerichtete Bühnenbild ist schnell auf-, um- und wieder abgebaut. Maßgeblich für privatwirtschaftlich geführte Tourneetheater bleibt das Verhältnis von Aufwand und Ertrag und nicht (unbedingt) die Kunst.

Dennoch: Das Bemühen aller Solisten und des Corp de Ballet eine zumindest "tanz-handwerklich" solide Aufführung den Zuschauern zu bieten, ist durchaus gelungen. Eine besonders ansehnliche Präsentation gelang den Ersten Solotänzern des Ensembles Olga Chelpanova (als Marie) und Konstantin Korotkov (als Prinz) mit ihrem Pas de Deux im Zauberschloss von Zuckerburg, der ganz nach dem Geschmack des Publikums war. Nicht (viel) weniger überzeugen konnten auch die Solotänzer beim "Divertissement" des spanischen, chinesischen und russischen Tanzes sowie bei der Pastorale, darunter besonders Dimitrij Kogan, oder das Corp de Ballet beim berühmten Blumenwalzer zum Ende des zweiten Aktes.

Nicht unerwähnt bleiben dürfen aber auch die dynamischen Auftritte des Patenonkels Drosselmeier (Kirill Parshin), der mit seinem Geschenk vom Nussknacker an Marie die Traum-Geschichte seiner Nichte erst auslöst, sowie des Mäusekönigs (Alexander Samochvalov), dem Gegenpart des Nussknackers, der am Schluss vom Prinzen verjagt wird und so das Märchen zu Ende führt.

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