Kamp-Lintfort Schauspieler glänzen im "Letzten Vorhang"

Kamp-Lintfort · Applaus für Suzanne von Borsody und Guntbert Warns in der Stadthalle.

 Die beiden Darsteller auf der Bühne.

Die beiden Darsteller auf der Bühne.

Foto: Braund/drama-berlin.de

"Der letzte Vorhang" - ein Stück des Renaissance Theaters Berlin über die Liebe zum Theater und die komplizierte Beziehung zweier Schauspieler, war am Donnerstagabend zu Gast in der Kamp-Lintforter Stadthalle. Zwei begnadete Darsteller, dazu noch bekannt aus dem Fernsehen, lockten über 400 Zuschauer an, womit die Vorstellung annähernd ausverkauft war.

Als würde man ein Buch in der Mitte aufschlagen, begann die Handlung, oder vielmehr der Dialog, unvermittelt in einer schlichten Szenerie mit einem braunen Ledersofa, einem Tisch, auf dem mehrere Flaschen Alkohol stehen, und rundum platzierten Bühnenscheinwerfern. Nur langsam erschloss sich aus dem Gespräch die Ausgangssituation: Der etwa 50-jährige Schauspieler Richard (Guntbert Warns) ist ein Trinker, der seine besten Zeiten im Theater hinter sich hat. Mehrere Spielpartnerinnen hat er vergrault und hofft nun darauf, gemeinsam mit seiner früheren Partnerin Lies, mit der er vor 20 Jahren eine Affäre hatte, noch einmal Erfolge zu feiern. Sie (Suzanne von Borsody), die inzwischen den Gynäkologen Wouter geheiratet und nach Südfrankreich gezogen ist, kehrt noch einmal auf die Bühne zurück und erlebt mit Richard ein Wechselbad widersprüchlicher Gefühle und melancholischer Erinnerungen.

Dabei schlüpfen beide Schauspieler übergangslos in verschiedene Rollen oder jüngere Versionen ihrer selbst. So ist es beispielsweise Richard, der sich über den affektierten Wouter lustig macht, indem er ihn nachäfft. Eine Sekunde später aber ist er Wouter, bevor er als junger Richard mit der jungen Lies in die Vergangenheit taucht und eine absurde Episode ihrer wilden gemeinsamen Zeit zum Leben erweckt.

Fasziniert beobachtet man Warns und von Borsody bei ihrem gekonnten Wechsel von Rollen und Gefühlen, Ebenen und Zeiten, Realität und Fiktion. Nach diesem wilden Ritt, der die Zuschauer nach einer Stunde leicht verwirrt in die Pause entlässt, gewinnt das Stück am Ende doch noch an Klarheit, die sich auch darin widerspiegelt, dass kaum noch Alkohol getrunken und weniger gelallt wird: "Der Mensch braucht etwas, das bleibt und das ein ganzes Leben lang nicht weggeht", sagt Richard am Ende. Für ihn bleibt das eine unerfüllte Sehnsucht, denn sie kehrt in ihr bürgerliches, sicheres Leben an Wouters Seite zurück.

Suzanne von Borsody bekam 2012 für die Rolle in der Tragikomödie der Niederländerin Maria Goos den Berliner Theaterpreis. Auch in Kamp-Lintfort begeisterten sie und Warns am Ende mit ihrer großen Kunst. Für Fans der leichten Muse, die ein gefälliges Unterhaltungsstück erwartet hatten, war "Der letzte Vorhang" sicherlich eher gewöhnungsbedürftig.

(rauh)
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